Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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und Reichthümer des Landes zubringend; mitten unter thierfellbedeckten, wilden oder rohen Emigranten, „die niemals englisch reden wollten“ — so bildete dieser Jüngling, der Durchforscher der Wälder ohne andre Gesellschaft als seine ungelehrten Kameraden, ohne wissenschaftliche Hülfsmittel außer seinem Compaß und seiner Feldmesserkette, einen seltsamen Contrast gegen die kaiserliche Pracht des Congresses in Aachen. Und gleichwohl hatte Gott nicht Kaunitz oder Newcastle, nicht einen Monarchen aus dem Hause Habsburg oder Hannover, sondern den virginischen Jüngling ausersehen, um den menschlichen Angelegenheiten einen neuen Impuls zu geben. Er hatte die Rechte und Schicksale von unzähligen Millionen Wesen unter die Obhut des Sohnes einer Wittwe gestellt.“
Als dieser seine große Aufgabe vollbracht und seinem Vaterland Selbständigkeit erworben hatte, krönte er sein ehrenreiches Leben dadurch, daß er seinen Sklaven die Freiheit schenkte, nachdem er getreulich für ihre Zukunft gesorgt hatte.
Wie lange noch wird Virginien hinter seinem edelsten Sohne zurückstehen!
Aber während wir für die Abschaffung der Sklaverei und für Americas Ehre eifern, wollen wir nicht vergessen, wie es noch jetzt in Europa und auch in unserem Lande mit den geringeren unter unsern Arbeitern steht. Gleicht nicht ihr Arbeitsleben oft genug einer harten Sklaverei, besonders was die Weiber betrifft? Ist nicht der Taglohn einer Arbeiterin auf dem Lande so erbärmlich, daß sie, selbst wenn sie Jahr aus Jahr ein täglich arbeitet, kaum sich selbst und ein paar Kinder ernähren und kleiden kann? Kommt das dritte Kind, so kommt auch die Noth. Ist es nicht etwas Gewöhnliches, daß man Bauernweiber auf dem Lande wie über eine Strafe Gottes klagen hört, wenn sie von Neuem ein armes Kind zur Welt bringen sollen, daß
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/421&oldid=- (Version vom 15.12.2023)