Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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Tochter hervorgebracht, hätte von dem Volk, dem sie ihren Schutz verlieh, eine bessere Behandlung verdient, als ihm später zu Theil wurde.
Das Portrait der Pocahuntas, das ich copirt habe, zeigt sie in der Tracht vornehmer Engländerinnen zu den Zeiten Elisabeths; aber die indianischen starren Haarflechten hängen unter dem Hut an den Wangen hinab und verrathen ihren Stamm. Das Gesicht hat einen rührenden Ausdruck von kindlicher Güte und Unschuld; des Auges melancholische Anmuth und die Bildung des Gesichtes erinnern mich an das Federwolkenweib in Minnesota. Das Portrait ist im Jahr 1616 genommen, als sie 21 Jahre alt war, und trägt die Inschrift: Matoaka Rebecca, Filia Potentiss. Princ. Powhatan Imp. Virginiae.
Smiths Portrait, das ich auch abgezeichnet habe, zeigt einen entschlossenen, aber unschönen und sehr bärtigen Krieger. Seine Geschichte, auch in Virginien, ist eine Reihenfolge von Kämpfen, kühnen Handlungen und unglücklichen Ereignissen, bei denen er zuletzt unterging, ohne daß sein rastloses Kämpferleben eine schönere Erinnerung hinterließ als diejenige, die ihm durch die kindliche Zärtlichkeit des Indianermädchens zu Theil wurde. Was sein starker Arm nicht zu gewinnen vermochte, das gewannen für den ehrgeizigen Mann zwei zarte Kindesarme, die sich um seinen Hals schlangen.
Meine Vormittage habe ich wie gewöhnlich für mich selbst; die Nachmittage sind der Gesellschaft, Promenaden u. s. w. gewidmet. Ich habe einige der kleinen Farms in der Nähe, die von freien Negern verwaltet
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/400&oldid=- (Version vom 4.12.2023)