Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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die Luft war drückend heiß; die Fahrt gehörte zu den gefährlichsten und das Dampfschiff stand nicht im besten Ruf.
Aber ich tröstete mich und dachte: Wenn der Mond aufgeht! … denn ich habe den einbildischen Glauben, daß der Mond mein Freund sei. Schon in meinen Kinderjahren zog er meinen Blick an sich, und ehe ich irgend ein anderes Wort sagte, ehe ich Vater und Mutter sagen konnte, sagte ich: Mond. Meine ersten Verse waren dem Mond gewidmet. Sie waren schlecht genug, aber der himmlische Körper, den ich als glückselig und als Tröster der Unglücklichen begrüßte, ist mir gleichwohl stets hold gewesen, und noch nie auf meinen Seereisen hat er ermangelt durch seinen Aufgang die Wolken zu zerstreuen und unruhige Wogen und Winde zu beschwichtigen. Ich habe deßhalb meine Seereisen immer so einzurichten gesucht, daß sie von dem Mond beschienen werden konnten. So hatte ichs auch bei dieser ausgerechnet, für deren Annehmlichkeiten ich mich auf Mrs. Holbrook und den Mond verließ. Weder die eine noch der andere täuschte mich.
Mrs. H. war als seekrank und im Gedränge auf dem Dampfschiff dieselbe liebenswürdige, vollkommene Lady, wie im Salon und in den Myrthenhainen von Belmont; und der Mond war, sobald er über dem Meer aufstieg, derselbe liebenswürdige schützende Planet, als welcher er sich mir schon früher erwiesen hatte. Die Wolken verschwanden zwar nicht, aber sie standen gleichsam still da, oder zogen sich in pittoresken Gruppen zurück. Die Wogen wallten zwar, aber sie waren nicht stürmisch; es blitzte unaufhörlich gar hübsch in den Wolken, aber ohne Donner. Es war, als hätte das klare Angesicht des Mondes die Wildheit der Elemente zurückgehalten. Sie wagten es vor ihm nicht loszubrechen. Ich betrachtete den Mond und erfreute mich an dem hübschen, aufgeregten, aber nicht beunruhigenden
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/377&oldid=- (Version vom 13.9.2022)