natürlich hinter mir her. Seine Stimme hatte einen so widerwärtig besorgten Klang, daß ich ihn mitten unter den Passanten ohrfeigte. Sie ist krank, – erklärte er milden Tones den erstaunten Schweizern. Sie sind krank! rief ich, Sie sind ein Kapaun! Die Schweizer äußerten auf ihre gutturale Manier ihr Vergnügen über die streitenden Russen, die sie nicht verstanden, und ich machte Miene, auch sie zu ohrfeigen. Da sprach mich ein Herr mit einem Knebelbart französisch an, und ich erklärte ihm sofort, daß ich nur den einen Wunsch hätte, sofort wieder nach Rußland zu reisen. Er schlug statt dessen vor, mit ihm in ein Café zu gehen. Ich nahm an.
(Jetzt schien mir wieder einmal der Augenblick gekommen, meinen Freund zu unterbrechen, und ich sprach: Lieber Emil! Durch die Einführung dieses Knebelbarts in deine Geschichte hast du sie, wie ich dir nicht verhehlen kann, aus der Beletage extraordinärer Leidenschaft auf das Parterre der Gewöhnlichkeit degradiert. Du brauchst sie gar nicht mehr zu beendigen.
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/120&oldid=- (Version vom 31.7.2018)