nachweisen, daß Eure botanischen Bilder schief sind? Nein, Sinaïde, dein Wort ist die Wahrheit, und ich weiß zwei Liebesäpfel, für die ich alle pommes frites der bürgerlichen und adeligen Küche hingebe. Komm her, Orange und laß mich dein schwellendes, süßes Fleisch kosten!
Dagegen hatte sie nichts einzuwenden, und die Orange ließ sich im eigentlichsten Sinne zur Kartoffel herab. Dann aber war sie doch noch nicht beruhigt und fuhr in ihrer Standrede fort:
Ah, ich bin ja nur so zornig, weil ich mich habe düpieren lassen, düpieren von diesen russischen Bauern, die auf ihren schmierigen Blättern goldene Lügen nach Rußland schicken, denen man, im Fette der Langenweile erstickend oder im Schmutze der Not und Knechtschaft versinkend, so gerne glaubt, wie ein Kind das Märchen von der Fee Rosenlicht für wahr hält, wenn es ihm im dunklen Zimmer erzählt wird, während draußen das Eis kracht und die Flocken fallen. So glaubte ich an die Lüge
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/111&oldid=- (Version vom 31.7.2018)