weiße Tauben! … Einst, als ich lebte, hab’ ich lieber geküßt, aber nun, da ich bei den andern bin, kenn’ ich kein größeres Glück, als reden zu dürfen. O, Signor, nur la la la zu sagen, ist schon ein Glück. – Aber was war es doch, das ich noch sagen wollte? O, ja, das, – ja, Signor: Es gibt ein Leben in der Kunst, das schöner ist, als alles andere Leben. Seht, ich habe viele Männer gekannt, die wohl wußten, was Glück ist; junge Edelleute, die reich waren, schön waren, tapfer waren, verliebt waren. Die schwarzen Gondeln, in denen sie zu mir kamen, waren voll Rosen, ihre Mäntel dufteten nach den Blumen von Byzanz, ihre Degen klirrten Ruhm, ihr Schreiten war Lust und Ichgefühl, und meine Säle schallten von Jauchzen, waren sie darin. O, wohl, ihre Liebe war stark, und ihre Jugend nicht feige, sondern mutig im Nehmen und Behalten, und alles war adelig an ihnen. Aber das allertiefste Glück, das ganze, in sich verlorene Glück hatte nur einer, der kein Edelmann war, sondern ein Maler. Er fuhr auf keinen Galeeren aus, Ruhm und
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/081&oldid=- (Version vom 31.7.2018)