Stimmbänder, tust heute deine Kiefer auseinander und sprichst?
Der Tod: Törichtes Männchen, weißt du nicht, daß ich der bin, der immer das letzte Wort hat? In allen eueren Geschwätzen bin ich die Pointe, und es würde nur Klugheit verraten, wenn ihr überhaupt schwieget. Aber ihr Menschen seid eine komische Nation: mit Worten glaubt ihr wunder was auszurichten; sogar mich wollt ihr mit diesem Geschnalze wegexekutieren. Das Resultat ist, daß ihr mit ein paar Gehirnwindungen mehr krepiert. Dafür verfault diese Materie aber auch zuerst.
Der Herr: Der Herr Gevatter spricht, als wenn er Kraft und Stoff gelesen hätte. Glaubst du mir damit zu imponieren, Knochenweste? Der Seufzer einer Frau in meinen Armen ist mir interessanter und mehr wert, als all dein Dozieren, kahler Schädel. Was geht uns deine Pointe an, wenn wir noch in der Exposition sind? Du, o ja, du bist die Wahrheit, die Sicherheit, das einzig Solide, aber sollen wir deshalb weniger froh darüber sein,
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/076&oldid=- (Version vom 31.7.2018)