da mußte selbst des Advokaten giftige Zunge bekennen, daß nicht etwa sträfliche Sympathie die Schuld daran trug, sondern jene national angesehen lobenswerte Rassenantipathie, die freilich (o, unerforschlich sind die Wege der Vorsehung!) dazu geführt hatte, daß durch Versehen eine neue Mischrasse entstanden war.
Vor diesem Phänomen wurde selbst Dr. Bammser ernst. Und er sprach zu einer Anzahl bekümmerter Väter beider Nationen dies: „Meine Herren! Seien Sie nicht traurig, sondern erheben Sie Ihre Häupter mit Genugtuung! Vielleicht ist auf diese wunderbare Art etwas in die Nähe gerückt, was wir doch schließlich als gute Österreicher alle ersehnen müssen: der Friede zwischen den Nationen. Ihre Frauen haben sich versehen und aus Versehen die Ansätze zu einer neuen Rasse hervorgebracht. Diese Rasse wird nicht anders können, als sich untereinander zu lieben. Nur ein Wunder konnte dies bei uns in Böhmen bewirken, – und darum ist dieses Wunder geschehen. Jener arme Mohr hat, durch seine bloße Gegenwart,
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/045&oldid=- (Version vom 31.7.2018)