verlassenen Staarkasten der ausgelassensten Flitterwochen erfreute, unverschämt genug war, die zarten Reliquien mit seinem frechen Schnabel in freier Luft aufzufangen und sie mit den Worten: „Gute Polsterung ist das sicherste Fundament eines liebevollen Lebens“ seiner Geliebten unter die warme Basis zu schieben. Habent sua fata capilli.
Fanny, die offenbar nicht mehr Gewissen als eine Spätzin hatte, geriet über die Entführung der Haare nicht etwa in Verzweiflung, sondern sagte bloß kurzhin: Weg sind sie!
Aber Flodoard, der an die Dame aus dem grausam alten Herrscherhause dachte, rief erschrocken aus: Kruzi Türken, das ist aber ’mal unangenehm!
Worauf die Heroine eine spöttische Nase machte, indem sie sich einer bei Menschen sonst seltenen Fähigkeit bediente, die darin bestand, daß sie auf dem Nasenrücken ein paar Längsfalten erzeugte. Dazu sprach sie: Du hast aber auch immerzu Angst vor deiner grauslichen Hoheit. Übrigens macht das gar nix.
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/023&oldid=- (Version vom 31.7.2018)