Walther Kabel: Die Grafen Peltrière (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3) | |
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war ein wildes Triumphieren. „Hier eine zweite Patrone, Baron.“
Noch zweimal feuerte Rochette. Und alle drei Schüsse saßen dicht nebeneinander.
„Genug vorläufig. – Ich danke Ihnen, Sie haben Ihre Sache vorzüglich gemacht.“
Damit nahm der Graf seinem Gaste die noch rauchende Waffe aus der Hand.
„Aber wir haben doch noch die zweite zu erproben,“ erinnerte Rochette eifrig. Für ihn war es ein Genuß, so tadellose Schußwaffen zu prüfen.
„Später. – Setzen Sie sich jetzt, Baron. Ich möchte Ihnen zunächst einiges aus unserer Familienchronik erzählen, was Sie interessieren dürfte.“
Erstaunt gehorchte Rochette. Der Graf nahm ihm gegenüber an der anderen Seite des Tisches Platz. Wie spielend schob er jetzt eine frische Patrone in den Lauf der Pistole, die er noch immer in der Hand hielt.
„So, Baron, nun kann ich beginnen.“ Hart und schneidend klang’s. Und in dem Blick, den der Graf jetzt auf seinen Gast richtete, lag wilder, vernichtender Haß.
Hektor Rochettes zierliche Gestalt sank förmlich in dem breiten Klubsessel zusammen. Eisige Angst kroch ihm zum Herzen. Sein bleich gewordenes Gesicht, seine Hände bedeckten sich mit feinen Schweißperlen.
„Wir Peltrière sind im allgemeinen ein vom Glück begünstigtes Geschlecht,“ begann der Graf jetzt, während die drohende Pistolenmündung die Richtung auf des Barons Brust unverändert beibehielt. „Im allgemeinen. Nur in einer Beziehung haben wir stets Pech gehabt – mit unseren Frauen. Sechs Gräfinnen Peltrière mußten eines geheimnisvollen Todes sterben. Wir pflegen nämlich den Beleidigern unserer Familienehre
Walther Kabel: Die Grafen Peltrière (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grafen_Peltri%C3%A8re.pdf/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)