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Seite:Die Gartenlaube (1877) 864.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1877)


der starken Abkühlung durch das schmelzende Eis, mit so schwachem Leuchten verbrennt. In ähnlicher Weise brennt auch das Gas, welches aus unseren Sümpfen aufsteigt und leicht durch einen Trichter in mit Wasser gefüllten umgekehrten Flaschen gesammelt werden kann, wenn man es durch Eingießen von kaltem Wasser aus der Flasche treibt, mit sehr matter Flamme, dagegen stark leuchtend, wenn man es vor dem Anzünden durch ein heißes Rohr leitet.




Wir erzählen ein Schicksal. Ein preußischer Soldat hat die drei Feldzüge in Schleswig, Oesterreich und Frankreich mitgemacht, hat Theil genommen an den Gefechten bei Eckernförde, Missunde und Arnies im Februar und bei Düppel, am 17. März, an der Belagerung der Düppeler Schanzen und der Erstürmung derselben am 18. April 1864, ferner an dem Treffen bei Münchengrätz am 28. Juni und an der Schlacht bei Königsgrätz am 3. Juli 1866, im letzten großen Kriege endlich an der Cernirung von Metz und darnach noch an sechs Treffen und Gefechten bis zum 11. Januar 1871. Seine Brust schmücken: die Kriegsdenkmünze von 1864 und das Düppeler Sturmkreuz, die Kriegsdenkmünze von 1866, das Erinnerungskreuz von Königsgrätz und das Militär-Ehrenzeichen zweiter Classe, endlich die Kriegsdenkmünze von 1870 bis 1871 und das Eiserne Kreuz zweiter Classe.

Schon nach dem österreichischen Kriege suchte er, wegen Brustleiden, um die Invaliden-Wohlthaten nach, wurde jedoch in Folge militärärztlichen Gutachtens abschläglich beschieden. Nach dem französischen Kriege, in welchem er zuletzt als Unterofficier Courierdienste geleistet, am 9. Juli 1871 entlassen, brachte er zu seinen früheren nun verschlimmerten Leiden auch noch chronischen Magenkatarrh und Rheumatismus mit heim, und das hinderte ihn, zu seinem früheren Erwerbe, der Schifferei, zurückzukehren; er kann nur noch leichtere Arbeiten verrichten. Deshalb pachtete er eine Wirthschaft in der Nähe einer großen Eisenbahnwerkstätte. Die Sache ging; die Arbeiter liefen ihm zu. Da erhebt sich der Concurrenzneid der kleinen Bahnrestauration; den Arbeitern wird der Weg zu ihm verboten und schließlich ein sechs Fuß hoher Zaun zwischen der Werkstatt und seinem Wirthshäuschen aufgerichtet. Seitdem sitzt der Mann mit seinen sieben Kriegsehrenzeichen und seiner Frau allein im freien Felde, muß sein Bischen Habe verkaufen und ist ärmer als zuvor. Braucht denn Niemand einen Portier, Comptoirboten, Aufseher, Hausverwalter, Forstaufseher, Schuldiener oder sonst einen derartigen dienstbaren Geist? Man würde in dem verdienten Krieger einen treuen und zuverlässigen Mann finden.




Warnung. Im Reichsstrafgesetzbuch lautet § 261 folgendermaßen: „Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvortheil zu verschaffen, das Vermögen eines Anderen dadurch schädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Thatsachen einen Irrthum erregt oder unterhält, wird wegen Betrugs mit Gefängniß bestraft, neben welchem auf Geldstrafe bis zu Eintausend Thaler, sowie auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann.“ Es ist nun die Frage, ob diesem Paragraphen auch die neue Speculation verfällt, nach welcher Jemand „Gummireiter auf lebenden Goldfischen“ empfiehlt, dafür aber Papiermachefiguren, wovon in Sonneberg das Dutzend zu dreißig Pfennig hergestellt werden kann, ohne Factura und nur mit Postnachnahme schickt und sich Stück für Stück mit 3 Mark, sage drei Mark = dreihundert Pfennig bezahlen läßt. Wir haben einen solchen Gummi-Reiter vor uns, dem in Folge der spottbilligen Verpackung Arme und Beine abgebrochen sind. Wer, angesichts des obigen Paragraphen, auf diese Manier Geschäfte treibt, möge wenigstens höchst vorsichtig in der Wahl seines Publicums sein!




Noch einmal die Brutöfen. Es sind mir in Folge meines neulich in der „Gartenlaube“ erschienenen Artikels über die Aegyptischen Hühnerbrutöfen von verschiedenen Seiten Briefe zugegangen, die sämmtlich Anfragen wegen eventueller Anlage und Einrichtung solcher Oefen auch für Deutschland enthalten.

Ohne auf die Beantwortung der einzelnen Fragen einzugehen, bemerke ich kurz, daß derartige Brutanstalten wenigstens mit Aussicht auf praktischen, das heißt rentabeln Erfolg, für Deutschland und überhaupt für unsere Zone nicht anzurathen sind, und zwar einfach aus klimatischen Ursachen. Das künstliche Ausbrüten der Eier, auch in großen Massen ließe sich allenfalls noch bewerkstelligen, aber das Großziehen der jungen Brut unmöglich. Einige naßkalte Regentage, die bei uns mitten im Sommer so oft vorkommen, ja nur ein starkes, abkühlendes Gewitter, würden zur Zerstörung derselben genügen. Deshalb haben sich auch die vielen derartigen Versuche, die man in Cannstatt, Stuttgart, Frankfurt und[1] anderen Orten schon oft gemacht, im Großen niemals als praktisch bewährt und sich immer schließlich nur als eine kostbare Liebhaberei erwiesen.

In Aegypten dagegen ist die Temperatur neun Monate lang Tag um Tag immer dieselbe (in Kairo zwischen 22 und 28° Réaumur im Schatten), und während dieser ganzen Periode vollständig regenlos, einer Menge sonstiger Bedingnisse, die sämmtlich in Deutschland fehlen, aber in Aegypten die künstliche Massenhühnerzucht überaus erleichtern, nicht zu gedenken, die indeß nach dem Obigen gar nicht mehr in Betracht kommen.

Professor Ebeling.




Kleiner Briefkasten.


Fr. v. Th. in Berlin. Von dem Buche „Das Kind. Von Herm. Semmig“ (Verlag von Hartung in Leipzig), dem Sie so warm zugethan sind und das allerdings eine Freude vieler Mütter geworden ist, wird sich, wie wir hören, bald eine dritte Auflage nothwendig machen. Ihre Befürchtung, die schöne Idee des Buches möge ausländischer Abkunft sein, ist grundlos. Allerdings haben der Franzose Taine (berühmter Philosoph und Literaturhistoriker) und der Engländer Charles Darwin denselben Gedanken gehabt, nämlich: am Kinde die Entwickelung des Geistes bis in's vierte Jahr zu verfolgen, allein Beide blieben dabei stehen und lieferten nur Abhandlungen, Taine eine solche von zwei und Darwin eine von etwas über einen Druckbogen Stärke, und ist erstere vor einem Jahre, letztere aber erst nach derselben erschienen, während Semmig ein Buch von sechszehn Bogen lieferte, das vor beiden an das Licht trat und auch mit zahlreichen Schilderungen des Familienlebens und sinnigen Betrachtungen ausgeschmückt ist.

H. Z. in M. Sie machen sich ein falsches Bild von den vogtländischen Erwerbsverhältnissen. Im oberen sächsischen Vogtland ist namentlich die Weberei kaum noch ein Erwerbszweig zu nennen. Man berichtet uns aus jener Gegend von Webern, welche treffliche Gardinen liefern und doch dabei hungern, weil sie mit allem Fleiß täglich nicht über fünfzig Pfennig verdienen können, denn dafür müssen sie nicht weniger als fünfzehn Ellen weben. Fünfzehn Ellen für fünfzig Pfennig! Für ein Stück Gardinen von hundertfünf Ellen erhält der Weber drei Mark sechszig bis achtzig Pfennig, und daran arbeitet er die ganze Woche mit dem Sonntag dazu. Welche Generation wird der Zukunft aus solchen Familien erblühen?!

„Fast hoffnungslose.“ Wenden Sie sich unverweilt an einen anerkannt tüchtigen Frauenarzt, z. B. Schultze in Jena, Veit in Bonn, Schröder in Berlin etc. Ich würde mich freuen, bald einmal wieder von Ihnen zu hören. Die Karlsbader Cur hat doch hoffentlich auf die Dauer gut gewirkt?

Sch.

A. M. in Sch. Auf Ihre Anfrage die Mittheilung, daß die in dem Moritz Vogel’schen Artikel über die systematische Verbindung des Gesang- mit dem Clavierunterricht niedergelegten Ideen (in Nr. 40 unseres Blattes) allerdings in ähnlicher Weise schon früher ausgesprochen wurden, und zwar in der im vorigen Jahre in Leipzig erschienenen „Clavier- und Gesangschule für den ersten Unterricht“ von Dr. August Reißmann.

W. O. Ein so junger Student gehört allerdings nicht in den Spielsaal, und es ist ganz in der Ordnung, daß die Monacoer dem zwanzigjährigen Musensohne, der noch nicht auf eigenen Füßen steht, sondern nur das Geld seiner Eltern verspielen würde, die Einlaßkarte zum Spielsaal verweigerten.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1877). Leipzig: Ernst Keil, 1877, Seite 864. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1877)_864.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)