Verschiedene: Die Gartenlaube (1876) | |
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Brunnenwasser, Essig, Milch, Butter, Brod und andere Gebäcke, Mehl, Gewürze, Fleischwaaren und dergleichen, auch sind daselbst vielfach Tapeten, Kleiderstoffe, Papiere etc. auf Arsenik und andere giftige Farben untersucht worden. Es würde uns zu weit führen, über die verschiedenen Fälle zu berichten, in denen mehr oder minder gefährliche Verfälschungen nachgewiesen wurden. Wir geben diese kurze Notiz nur für Diejenigen, welche nicht wissen, an wen sie sich vorkommenden Falles wenden sollen, um Verfälschungen ermitteln zu lassen. Es genügt, das Untersuchungsobject an irgend einen Apotheker des Regierungsbezirks Leipzig einzusenden; wem keine Adresse zu Gebote steht, der wende sich an den dermaligen Vorstand des Büreaus, Apotheker Kohlmann in Leipzig (Reudnitz).
Ein biographisches Denkmal Ferdinand Freiligrath’s hat Schmidt-Weißenfels zugleich mit der Feder des warm empfindenden Freundes und des ruhig urtheilenden Kritikers entworfen. Das bei Wilhelm Müller in Stuttgart erschienene kleine Buch entrollt uns ein anschauliches Bild von dem schicksal- und kämpfereichen Leben des begeisterten Sängers der Freiheit und der Liebe; das treue, tiefe Gemüth Freiligrath’s, sein männlich edler Charakter und das dabei doch so naiv kindliche Wesen dieses echt deutschen Mannes und Dichters werden uns hier durch Mittheilung von meistens noch unbekannt gebliebenen Zügen und Ereignissen aus dem Leben des Dahingegangenen in neuem Lichte vorgeführt. Es ist eine feinsinnige Art der psychologischen Betrachtung, in der Schmidt-Weißenfels es verstanden hat, der inneren Entwickelung des ihm eng verbundenen Kämpfers und Dulders in dieser Schrift nachzugehen und die einzelnen bedeutsamen Stufen und Stationen des Werdens und Wachsens des Poeten durch Citate aus dessen Gedichten eindrucksvoll zu kennzeichnen. Wir heißen das kleine Werk, welches durch das Portrait des Dichters und seine facsimilirte Namensunterschrift geschmückt wird, als eine gewiß allgemein freudig begrüßte Vervollständigung des geistigen Bildes Freiligrath’s warm willkommen.
Aus dem Leben der Insecten. Die Meinung, daß der Mensch allein die Befähigung besitze, zu denken, die Thiere aber in Allem, was sie vornehmen, blos von dem ihnen angeborenen Instinct oder Naturtrieb sich leiten lassen, ist hinsichtlich der höher organisirten Säugethiere und der Vögel längst widerlegt; daß aber auch die Insecten bei außergewöhnlichen Vorkommnissen mit Berechnung und Ueberlegung handeln geht aus folgendem vom Beobachter in allen Einzelheiten verbürgten Vorfall klar hervor: Ein Freund der Natur und insbesondere der Thierwelt betrachtete einst an einem heißen Sommertage das emsige Treiben von Ameisen, welche eben beschäftigt waren, die vorhandenen Puppen – irrthümlich Eier genannt – aus dem Innern des aufgeworfenen Erdhaufens hervorzuholen und den Sonnenstrahlen auszusetzen, und erblickte während seiner Beobachtungen seitwärts eine Ameise, welche derart in einen Wassertropfen gerathen war, daß sie sich trotz aller Anstrengungen nicht herausarbeiten konnte. Nach kaum zwei Minuten wollte eine andere Ameise an jener Stelle in einer Entfernung von etwa vier Zoll vorübereilen, blieb aber nun, wie auf Commando oder Hülferuf, plötzlich stehen und lief dann sogleich zu der bedrängten Cameradin hin, um diese aus ihrer schlimmen Lage zu befreien. Um jedoch nicht selbst allen Halt zu verlieren, blieb das kleine Thier mit den beiden Hinterfüßen auf dem festen Boden stehen und streckte dann den linken Vorderfuß so weit wie möglich aus. Die andere Ameise aber, welche die Absicht der Retterin jedenfalls gleich erkannte, reichte ihr den rechten Vorderfuß entgegen, klammerte sich an die Helferin an, und wurde nun von dieser, welche sofort rückwärts ging, schnell auf den trockenen Boden gezogen, worauf beide Ameisen nach verschiedenen Richtungen weiter liefen.
Dieser ungewöhnliche Fall liefert doch gewiß den Beweis, daß auch die Insecten denken; denn die rettende Ameise erkannte nicht nur die Gefahr der anderen, sowie die Nothwendigkeit der Hülfeleistung, sondern sie fühlte sich wohl auch verpflichtet, deren Rettung selbst zu versuchen, sie verfuhr aber hierbei mit solcher Klugheit, daß sie nicht anders hätte handeln können, wenn sie menschliche Vernunft besessen hätte.
Ein erfreuliches Zeichen von dem wachsenden Verständniß für die deutsche Poesie in England ist das Erscheinen einer Sammlung von Gedichten, welche C. A. Buchheim unter dem Titel „Deutsche Lyrik“ (London, Macmillen u. Comp.) für das englische Publicum herausgiebt. Ausgestattet mit einer literarischen Einleitung und zahlreichen Anmerkungen, beides in englischer Sprache, gewährt diese Anthologie, welche sich aus den hervorragendsten poetischen Erzeugnissen unserer Literatur von Luther’s Zeiten an bis in die Gegenwart im deutschen Originaltext zusammengesetzt, ein interessantes Bild von der Entwickelung der Poesie im Lande der „Denker und Träumer“ und ist vor anderen derartigen Sammelwerken geeignet, ausländische Leser mit unserer lyrischen Dichtung bekannt zu machen. Unter vorwiegender Berücksichtigung des sangbaren Liedes bietet uns der Herausgeber in verständnißvoller Auswahl und lichtvoller Gruppirung dreihundertundvierzehn Gedichte und stellt so ein poetisches Ganzes zusammen, welches in Hinblick auf seine vermittelnde Stellung zwischen den Literaturen Englands und Deutschlands gewiß jenseits und diesseits des Canals gleich freudig begrüßt werden wird.
Berichtigung. In unserem Artikel: „Die steinerne Chronik an der Saale“ (Nr. 37) ist Seite 624 in der ersten Spalte, Zeile 16 und 17 von oben, statt: Peterberg zu lesen: Paterberg. Ebenso in der zweiten Spalte, Zeile 5 von unten, nicht: Ruinen, sondern Rainen.
Ab. in Posen. Oeffentliche Alters-Asyle sind uns außer den in Nr. 49 des Jahrgangs von 1875 der „Gartenlaube“ bereits genannten nicht bekannt geworden. Das Anerbieten aber, Privatunternehmungen dieser Art nachzuweisen, müssen wir, da wir die Mißlichkeit der Ausführung erkannt, zurücknehmen. Wir können ebenso wenig alle diese Unternehmungen prüfen, wie es gewissenhaft finden, sie ohne Prüfung, nur auf das eigene Lob der Besitzer hin, zu empfehlen. Die Förderung „Allgemeiner Alters-Asyle“ werden wir indessen nicht aus dem Auge verlieren.
Zozia in Gnesen. Die Novelle „Das Kind Gabrielens“ ist für die „Gartenlaube“ nicht geeignet; wir bitten darüber zu verfügen.
Die Achtzehnjährige in Mainz. Wer behauptet, daß es keine Frauenfreundschaft gebe und Freundschaft nur unter Männern bestehen könne, der beschimpft seine eigene Mutter. Da die höchste, die rein geistige Freundschaft (bei der Liebe sprechen neben Gemüth und Geist immer die Sinne ein Wort mit) auf der Uebereinstimmung zweier Menschen im Denken, Fühlen oder Wollen beruht, so müßte man der Jungfrau, der Frau, der Mutter geradezu die Fähigkeit zum Denken, Fühlen und Wollen absprechen, indem man sie von der Würdigkeit zum Glück der Freundschaft ausschließt. Daß Sie in Geschichtsbüchern häufiger die Beispiele von Männerfreundschaft gepriesen finden, erklärt sich daraus, daß die Männer es sind, welche die Geschichte machen (wenigstens zu machen glauben) und ihre Freundschaften auf dem Markte zeigen, während das Frauenleben sich im Hause abspinnt. Dennoch steht auch Ihnen ein Beispiel von höchstem Werthe zu Gebote, das Sie in keinem geringeren Buche als der Bibel finden: die Freundschaft der Maria und Elisabeth, der Mütter des Jesus und Johannes. Sie haben die Wette gewonnen.
W. N. in Sch. „Schamlose Schmarotzerei“ ist in der That das rechte Wort für das Verfahren der uns von Ihnen namhaft gemachten Blätter. Dieselben standen übrigens schon auf unserem Brette; neu war uns unter ihnen nur das „Tägliche Cincinnati Volksblatt“, welches, wie Sie richtig annahmen, ohne unsere Ermächtigung Werner’s „Vineta“ nachdruckt, hierin an Frechheit jenen Theaterbearbeitungen nicht nachstehend, welche ein Berliner Vorstadttheater trotz der erst halb fertigen Novelle schon jetzt seinen Besuchern vorführt. – Was Ihre Vermuthungen in Betreff der Uebersetzungen von „Vineta“ betrifft, so haben Sie übrigens recht argumentirt; denn schon jetzt sind englische und russische Federn eifrig mit der Uebersetzung der Erzählung beschäftigt. Da Sie sich indessen so lebhaft für E. Werner interessiren, wird es Sie gewiß auch nicht gleichgültig lassen, daß von „Glück auf“ eine mit der gewohnten britischen Solidität und Pracht ausgestattete englische Uebersetzung von Christina Tyrrell unter dem Titel: „Success and how he won it“ (London, Bentley & Son) erschienen ist.
H. P. Ihre Arbeit ist nicht zu verwenden. Disponiren Sie gefälligst über das Manuskript!
Mit dieser Nummer schließt das dritte Quartal. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das vierte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.
Außer der Fortsetzung der im dritten Quartal begonnenen und mit so vielem Beifall aufgenommenen Erzählung
liegt für das vierte Quartal noch eine tief ergreifende Novelle:
vor, auf die wir im Voraus aufmerksam machen möchten.
Außerdem eine Reihe interessanter, belehrender und unterhaltender Artikel, deren Titelanzeige wir heute unterlassen.
Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig anstatt 1 Mark 60 Pfennig). Auch wird bei derartigen verspäteten Bestellungen die Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern eine unsichere.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1876). Leipzig: Ernst Keil, 1876, Seite 658. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1876)_658.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)