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Seite:Die Gartenlaube (1876) 496.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1876)


Ursache nach Obigem sich von selbst erklärt und über alle Zweifel hinaus beweist, daß gerade diese Fische mit bewunderungswürdiger Vorsicht und aufopfernder Sorgfalt für das Gedeihen ihrer Gattung sich bemühen.

Um nun andern Fischarten kein Unrecht zuzufügen, muß erwähnt werden, daß gar viele derselben ganz ähnliche Gewohnheiten und Eigenthümlichkeiten haben, wie die Forellen, ja, daß sogar bei manchen die Geschlechtsliebe sowohl, wie die Liebe und Sorge für ihren Laich, besonders aber für ihre Jungen, noch viel lebhafter und unzweideutiger entwickelt ist.

Diese kurze Darstellung, welche auf langjähriger, sorgsamer Beobachtung im Umgange mit Forellen, in wildem Zustande sowohl, wie in gezähmtem, in deutschen und nordamerikanischen Forellenzüchtereien beruht, mag für den Beweis genügen, daß gerade diese Edelfische sehr viel Liebe, Eifersucht und Haß und viel mehr schützende Sorgfalt für ihre Nachkommenschaft entwickeln, als viele andere Thiere. Ich brauche hierbei nur an gewisse Schlangen, Schildkröten, den Kukuk und den Strauß etc. zu erinnern. Leider genießt dieses Gezücht bis jetzt trotz alledem eines besseren Rufes als die herrlichen Forellen. Das Factum, daß diese zuweilen, jedoch nur unter gewissen Verhältnissen, den eigenen Laich und die eigenen Jungen verzehren, ist gewiß einem Charles Darwin ebenso schwierig zu erklären, wie die Thatsache, daß Hauskatzen, Kaninchen und Schweine, sogar unsere vielgepriesenen Hunde und viele andere Thiere, ebenfalls oft ihre lebendigen Jungen verzehren. Keinenfalls erlaubt diese Thatsache, daß man sie benutze, um die Lieb- und Gefühllosigkeit der Fische zu beweisen. Wer solche bis jetzt unverstandene, scheinbar grausame Vorkommnisse bei den Thieren benutzen wollte, um denselben alle besseren und milderen Charakterzüge abzusprechen, wie das thatsächlich den Fischen gegenüber geschieht, der würde ihnen sehr unrecht thun.

Hiermit will ich ebenso wenig den Naturforscher, wie den wissenschaftlich gebildeten Fischzüchter herausgefordert haben, da sie ja mit den angeführten Thatsachen bekannt sein müssen –, nur kann ich mir die Genugthuung nicht versagen, die Priorität obiger Veröffentlichungen zu beanspruchen, indem ich wiederhole, daß ich die erste Lanze für die Rechtfertigung der Fische in Betreff ihrer hier besprochenen Charakterzüge gebrochen habe.

Mögen also der kurzsichtige Dilettant in der Fischzüchterei und der pedantische Sonntagsfischer, vor allen jedoch das Heer der gedankenlosen Nachbeter in sich gehen und sich von ihrem falschen, hartherzigen Urtheile über das kalte Fischblut baldigst bekehren, denn wahrlich keiner Classe von Wirbelthieren, selbst bis zur Nachkommenschaft von Adam und Eva hinauf, ist in dieser Beziehung je so viel Unrecht gethan worden, als den Forellen.

     Holyoke in Massachusetts.Dr. A. von Clausen.     


Blätter und Blüthen.

Der Erbe einer Spielbank. Vor dem Curhause in Baden-Baden begegnet man fast täglich einem wunderschönen kleinen Knaben, begleitet von einer englischen Gouvernante und einem betreßten Diener. Auf die neugierige Frage erfährt man: es sei der Erbprinz von Monaco. Reichen die geographischen Kenntnisse der Meisten nun auch so weit, daß sie den Namen dieses Fürstenthums im Gedächtnisse haben, so sind doch die Privatverhältnisse der regierenden Familie dem Gesichtskreise Vieler entrückt, und man fragt sich, warum der Thronerbe so fern von seiner Heimath aufwächst. Den Bewohnern Badens sind die Gründe nicht fremd. Mittheilsam erzählen sie, daß der kleine Erbprinz hier mit seiner Mutter, einer Tochter der Herzogin von Hamilton, lebe, die sich kurz nach ihrer Verheirathung von ihrem jungen Gatten getrennt, und daß die unglückliche Frau immer zittere, der Gatte werde ihr das Kind, das gesetzlich nur bis zum siebenten Jahre ihr gehört, entführen.

So klein das Fürstenthum Monaco auch ist, so ist es von feenhaftem Reize und hat ein unübertreffliches Klima. Auf der Landkarte bildet es nur einen Punkt; in der Wirklichkeit aber ist dieser Punkt so schön, daß man ihn, wenn einmal gesehen, nie aus seiner Erinnerung verliert. Jäh steigen hier die grauen Felsen über dem blauen Meere empor, überwuchert von Wäldern von Olivenbäumen und Orangen. Aber Reichthümer wird der kleine Erbprinz von Monaco freilich nicht vorfinden, wenngleich sein Großvater als kluger Haushalter bedacht gewesen ist, sein Einkommen zu vergrößern, indem er Herrn François Blanc die Erlaubniß ertheilte, dort eine Spielbank zu errichten, deren Pachtgelder die Revenüen seines Reiches übersteigen. Dieses Reich, wären die Felsen nicht, um den Gesichtskreis zu beschränken, würde man mit dem Augenglas übersehen, aber souveräner Fürst darin zu sein, hat dennoch seinen Reiz.

Die Prinzen von Monaco sind aus dem Geschlecht der Grimaldi hervorgegangen, welches in den beiden Bergfestungen Monaco und Monege seine uneinnehmbaren Stätten hatte. Nur zur See konnte man damals hierher gelangen, nur durch Ueberrumpelung oder Hunger sie einnehmen. So lange die Garnison wachsam, die Kornkammer gefüllt war, der Wasservorrath zureichte, mochten die Fürsten der ganzen Welt Trotz bieten. Es war im Mittelalter für die christlichen Galeeren ein bewunderungwürdiger Hafen. Die Grimaldi, einst gefürchtete Piraten, nahmen später einen bevorzugten Rang unter den ersten Familien Frankreichs unter dem Titel der Fürsten von Monaco ein. Sie heiratheten in die fürstlichen Familien von Aquitanien, der Normandie, Arragonien, in die Häuser Orleans und Bourbon; sie waren ausgezeichnete Soldaten und Diplomaten an allen europäischen Höfen; sie gaben Frankreich vier Großadmirale, der Kirche mehrere Cardinäle, Genua elf Dogen, Florenz einen Generalcapitain.

Je nachdem es vortheilhaft für sie war, empfingen sie in ihren Mauern italienische, spanische, französische Garnisonen. Karl der Fünfte und seine Nachfolger belohnten sie für ihre über ein Jahrhundert ausdauernde Treue mit dem goldenen Vließ, machten sie zu Granden Spaniens und verliehen ihnen werthvolle Besitzungen im Mailändischen, in Neapel, in Spanien. Im Jahre 1641 verjagten die Bewohner von Monaco die spanische Besatzung. Honorio Grimaldi, Prinz von Monaco, suchte den König von Frankreich in Peronne auf und schloß mit ihm ein Bündniß. Demzufolge rückte eine französische Besatzung bei ihm ein. Ludwig der Dreizehnte erhob ihn zum Herzog von Valentinois, Marquis von Beaux verlieh ihm den St. Michaels- und den Heiligen-Geist-Orden und schenkte ihm einen großen Landbesitz in Frankreich. Das war der Höhepunkt der Macht und des Ansehens der Grimaldi. Langsam ging es von da an abwärts mit ihnen; aus unabhängigen Fürsten wurden französische Magnaten.

Die Verbesserungen in der Artillerie, im Schiffbau beeinträchtigten den Werth der kleinen Festung, die dadurch einnehmbar wurde. – Fürsten suchten kein Bündniß mehr mit dem Hause der Grimaldi; die Glieder desselben verheiratheten sich mit dem französischen Adel. Ihr Ansehen sank mit ihrer Bedeutung. Aus Italienern und Spaniern waren sie Franzosen geworden und hielten sich in Frankreich auf. Der kleine Felsen hatte wenig Reiz für die durch den Aufenthalt in Paris verwöhnten Prinzen.

Das Fürstenthum bestand zur Zeit der großen französischen Revolution aus drei Kirchspielen: Monaco, Mentone und Roccabruna mit einer Bevölkerung von 8000 Seelen. Auf einem schmalen Felsenabhange am Fuße der Seealpen streckte sich dieses kleine Reich hin, acht Meilen lang. Mühsam in Terrassen aufgebaut, mit Oliven, Feigen, Orangen, Citronen bepflanzt, bringt es nicht Wein, nicht Korn hervor, ernährt nicht Kühe, nicht Schafe, hat wenig Wasser. Die Bewohner leben von der Ausfuhr ihrer Luxusartikel, gegen die sie die Nothwendigkeiten des Lebens eintauschen, bei hohen Steuern beständig der Hungersnoth ausgesetzt.

Seine natürliche Production kann das Land nicht steigern; somit muß ihm seine Armuth und sein Elend bleiben, welche durch die Abwesenheit seiner Fürsten und die Härte der Intendanten noch gesteigert wird. Freudig hatte es sich der großen französischen Republik einverleiben lassen – es konnte ja nicht schlimmer mit ihm werden, vielleicht aber doch besser – und bedauerte, daß Ludwig der Achtzehnte nach seinem Einzuge in Paris die Grimaldi wieder als Prinzen von Monaco einsetzte.

Honorio der Vierte verließ sofort Paris, um von seinem Reiche Besitz zu nehmen. Am 1. März 1815 um Mitternacht wurde des Fürsten Wagen zwischen Antibes und Cannes von bewaffneten Leuten unter dem Befehle des Generals Cambronne angehalten. Der Prinz stieg aus und sah sich Napoleon gegenüber, der ihm genau bekannt war. Der von Elba zurückkehrende Kaiser bivouakirte die Nacht bei hellem Feuer in einem Olivenwäldchen. Nach kurzer Unterhaltung trennten sie sich unter gegenseitigen Glückwünschen, der Eine, um von Monaco Besitz zu nehmen, der Andere, um nach den Tuilerien, nach Waterloo, nach Sanct Helena zu gehen.

Und der kleine Erbe dieser Grimaldi, der jetzt vor dem Curhause in Baden-Baden den bunten Gummiball in die Luft wirft und ihn zu erhaschen sucht, bevor er die Erde erreicht, was wird ihn die Geschichte lehren? Daß die Grimaldi auch heute noch Piraten sind?!

A. B.

Für das Fröbel-Institut in Neapel gingen wieder nachfolgende Posten ein: Professor Dr. Franz von Holtzendorff anläßlich eines Vortrages, überwiesen durch den kaufmännischen Verein in München, 25 Mk.; Freiherr B. von Tauchnitz in Leipzig 100 Mk.; M. Jhering in Aurich 10 Mk.; Frau Elisabeth Seeburg in Leipzig 40 Mk.; Consul Beckmann daselbst 100 Mk.; N. N. 10 Mk.; Frau Hoerner in Offenbach 10 Mk.; Frau Steele daselbst 10 Mk.; Frau J. und S. Schmaltz 10 Mk.; Frau Wüst daselbst 10 Mk.; Frau Grunelius in Frankfurt 100 Mk.; N. N. 100 Mk.D. Red. d. Gartl.     


Kleiner Briefkasten.

V. in W. Wir bedauern, auf Ihren Wunsch nicht sofort eingehen zu können. Illustrirte Artikel über den Krieg in der Türkei schon jetzt zu liefern, ist um so weniger möglich, als authentische Schilderungen vom Kriegsschauplatze uns noch ganz fehlen und die dortigen Volkszustände nicht geeignet sind, die Feldmaler so zahlreich wie in Frankreich anzulocken. Außerdem hat die ganze Metzelei für uns Deutsche vor der Hand nicht das geringste nationale Interesse.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1876). Leipzig: Ernst Keil, 1876, Seite 496. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1876)_496.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2023)