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Seite:Die Gartenlaube (1857) 224.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

Gehirns ordentlich ernährt wird. Zur ordentlichen Ernährung der Hirnsubstanz gehört aber die Zuführung aller der Stoffe durch das Blut, welche die Hirnmasse zusammensetzen, also auch eines phosphorhaltigen Fettes; fehlt dieses letztere oder der Phosphor in demselben, so würde das Gehirn nicht richtig ernährt und nicht richtig thätig sein, demnach auch nicht richtig denken lernen können. Mir scheint deshalb den Herren, welche Moleschott’s Ausspruch: „ohne Phosphor kein Gedanke“, durch ganz unpassende, erbärmliche Witze lächerlich zu machen suchten, eine hübsche Portion Phosphor in ihrem Hirnfette zu fehlen; vielleicht ist derselbe hier durch Stroh ersetzt.

Ehe wir nun das Kranksein und Gesundmachen der einzelnen Apparate und Organe unseres Körpers näher beleuchten, möge sich der Leser als ersten und Hauptgrundsatz einer naturgemäßen Behandlung des erkrankten Körpers ein für allemal hübsch merken:

„der kranke menschliche Organismus verlangt zuvörderst Ruhe in jeder Beziehung, das erkrankte Organ aber die größtmöglichste Schonung.“

Es gibt kein alberneres und schädlicheres Benehmen, als wenn man beim Unwohlsein seinem Körper Ungewöhnliches zumuthet. Viele Menschen sind aber wie versessen darauf, wenn sie unwohl werden, irgend etwas recht Unsinniges und für die Gesundheit Nachtheiliges zu thun, wie auf gut Glück hin und ohne vorherige Ueberlegung Dampfbäder oder kalte Douchen zu nehmen, zu schröpfen oder zur Ader zu lassen, zu schwitzen, zu brechen oder abzuführen, irgend ein wirksames Geheimmittel zu gebrauchen u. s. f. Man sollte doch eigentlich meinen, soviel Verstand müßte jeder Mensch haben, um sich selbst sagen zu können, daß ein krankes Organ zunächst Schonung verlangt, daß man auf einem bösen Beine nicht springen und tanzen, mit einer heiseren Kehle nicht schreien und singen, den kranken Magen nicht mit Gurkensalat u. dgl. und die leidende Lunge nicht mit rauher staubiger Luft maltraitiren darf u. s. w. Aber soviel Verstand existirt noch nicht bei der Mehrzahl der Kranken; jetzt kommen dem Arzte noch Patienten vor, die unverschämt genug sind, gleich von vorn herein zu erklären, daß sie sich bei der ärztlichen Behandlung aber nicht halten können oder wollen und recht schnell, ja bis zu einer gewissen Zeit curirt sein müssen. Leider können die meisten Aerzte, des leidigen Gelderwerbes wegen, dieser unverschämten Dummheit nicht so begegnen, wie sie es verdient, auch gibt es noch, Gott sei’s geklagt, quacksalbernde Heilkünstler, die in ihrer Bornirtheit oder im Interesse ihrer Beutelschneiderei so gewissenlos sind, den unwissenden Patienten in seiner Einfalt, nicht selten sogar blos brieflich, zu unterstützen. Wie jammern und wehklagen solche Leichtsinnige dann, wenn ihnen das vorher leichte, nach und nach aber gefährlich gewordene Uebel an den Kragen kommt, wie versprechen sie da dem Arzte in allen Dingen zu folgen; aber zu spät. Am meisten muß sich der gewissenhafte Arzt über Lungen- und Magenkranke ärgern, denn Die folgen ihm in der Regel nicht eher, als bis ihnen der Tod schon auf der Zunge sitzt. Aus lächerlicher Eitelkeit tragen die Ersteren den Respirator (s. Gartenl. 1855, Nr. 8.) nicht früher, als bis sie in Folge der Schwindsucht mit dem einen Beine bereits im Grabe stehen, und der Genußsucht legen die letzteren gewöhnlich erst dann den Zügel an, sobald ihr Magen in Folge von Verhärtung und Krebs weder Speise noch Trank mehr verträgt. Kurz der Verstand der jetzigen Menschheit, den diese bei der Behandlung ihres gesunden und kranken Körpers zeigt, ist nur Unverstand.

(Fortsetzung folgt.)
Bock.




Für Gartenfreunde.
Vom Hofgärtner H. Neumann.

Gewiß befinden sich unter den vielen Lesern der Gartenlaube auch so manche Freunde des Gartenvergnügens, von denen die Eifrigern größere Lust darin finden werden, Arbeiten, die ihnen möglich sind, in ihren Gärten und Gärtchen selbst zu thun, als durch Andere thun zu lassen. Beim Wiederbeginn des Frühjahrs bringen wir in Nachstehendem diesen eifrigern Freunden in möglichster Kürze einige Anleitungen dazu, die trotz der vielen sogenannten Gartenhandbücher, worin nur zu oft der Suchende das Gesuchte und bei sich Anwendbare nicht findet, und die mehr für angehende Gärtner selbst geschrieben sind, hoffentlich willkommen sein werden, und beschäftigen uns, veranlaßt durch die vielen jetzt beliebten Neubauten von Villen ähnlichen Häusern in den Vorstädten zuerst mit der Anlage kleinerer Gärten am Hause und deren Ausschmückung.

Die geschmackvolle Anlage dieser Hausgärten trägt viel zu der Schönheit solcher Besitzungen bei und die Besitzer sollten bedacht sein, darauf nicht weniger Sorgfalt, wie auf die Architektur der Gebäude, zu verwenden, zumal die Gärten in der Regel hart an der Straße und, nur von durchsichtigen Gittern eingefaßt, dem Auge des Publicums offen liegen und ein Jeder, der etwas der öffentlichen Anschauung Preis gibt, unleugbar die moralische Verpflichtung hat, daß das, was er zeigt, das Schönheitsgefühl nicht beeinträchtige.

Leider wird gegen dies Gesetz heut oft und schwer gesündigt und selbst bei größeren Werken und genügenden Mitteln sehen wir Bau- und Gartenkünstler, die vereint im Stande sind, eine Einöde zu einem Paradiese umzuschaffen, ein Elysium verunstalten. Auch bei der Anlage kleinerer Hausgärten verläßt sich der Besitzer nur gar zu oft auf den Geschmack und das Geschick seiner Hausmanns, der „Gartenarbeit versteht,“ oder vertraut lieber sein Geld und sein Grundstück der Kunstfertigkeit irgend eines irrenden Jüngers der Flora an, dessen Aesthetik darin besteht, die gerade Linie schnöde zu verachten, und der für jede seiner Verrichtungen, vorlauten Fragern gegenüber, die schlagende Begründung hat: „das muß so sein und Vater und Großvater hat es auch so gemacht,“ statt seinen eigenen gesunden Sinnen und dem Rathe anerkannter Fachmänner zu folgen.

Das Gesagte führt uns sogleich auf den Entwurf und die Zeichnung des Gartens. Hierbei einen Unterschied zwischen sogenanntem französischem und englischem Geschmack machen zu wollen, ist etwas Müßiges. Man kann eigentlich nur von gekünstelter und natürlicher Ordnung reden. Natürlich wird es aber sein, die Wegelinien, auf die es hauptsächlich ankommt, so zu führen, wie man absichtslos geht, um zum gesetzten Ziele zu gelangen. Dies geschieht bei langen Entfernungen, also in Parks und großen Gärten, wo man das Ziel entweder nicht vor Augen hat, Hindernisse umgehen muß, oder auf wellenförmigem Terrain sich bewegt, in geschwungenen Linien; auf kurzen Strecken ebenen Weges aber und dicht neben Gebäuden hin in geraden oder den Gebäuden parallelen Linien. Zum Beweise beobachte man die Fußsteige, die sich über eine Wiese hinziehen und dabei in sanften wellenförmigen Biegungen sich bewegen, nie aber in kleinlichen Krümmungen schlängeln, wie viele Gärtner das den Wegen in ihren Anlagen zumuthen; andererseits die Richtwege, die sich das Publicum auf öffentlichen Plätzen macht und die schnurgerade die künstlichen Linien der Rasenstücke durchschneiden, allen oft angebrachten Hindernissen zum Trotz. Hieraus ergibt sich von selbst, daß es natürlicher ist, in kleineren Hausgärten unnöthige Krümmungen der Wege zu vermeiden und diese daher, ohne in eine gekünstelte Steifheit zu verfallen, mehr in geraden und Kreislinien zu führen sind. Auch hüte man sich vor zu vielen Wegen, lege sie mehr an den Seiten an und zerstückele die Rasenflächen nicht mehr, als die Richtwege es erfordern.

Ein hier beigegebener Entwurf zu einem Hausgarten möge das Gesagte anschaulich machen und dem Gartenliebhaber als Muster dienen, um sich selbst nach den ihm gegebenen Motiven den Plan zu seinem Garten zu entwerfen.

Ist die Zeichnung festgestellt, so ist zuerst für die gehörige Abwässerung zu sorgen. Die Wege sind demnach höher zu legen wie der Rasen und die Gehölz- und Blumengruppen noch tiefer, wie dieser. Man sieht zwar in vielen, auch öffentlichen Anlagen das Alles gerade umgekehrt, wo die Rasenkanten eine Viertelelle höher wie die Wege liegen und die Blumen und Strauchgruppen im Rasen sich wie Maulwurfshügel erheben; dafür stellt sich aber dort die natürliche Folge ein, daß die Wege beim Regen weich und die Rasenkanten beim Sonnenschein gelb werden. Alsdann ist das Land für die Pflanzung und den Rasen vorzubereiten. Für die Gehölzgruppen rigele man den Boden 11/2 bis 1 Elle tief, daß Feuchtigkeit und Luft eindringen können, ohne welche keine Vegetation denkbar ist. Für einzelstehende hochstämmige Bäume, auch wenn sie jung gepflanzt werden, mache man die Pflanzenlöcher 3 bis 4 Ellen im Durchmesser, auch 11/2 bis 2 Ellen tief. Auch für den Rasen lockere man die Erte mindestens 1/2 Elle tief auf. Es ist irrig, anzunehmen, die Graswurzeln

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_224.jpg&oldid=- (Version vom 18.4.2022)