Verschiedene: Die Gartenlaube (1855) | |
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Hauenschild lieferte später auch eine Deckelzeichnung zu Hafis in Hellas, die von Schubert trefflich gestochen war, und von Hauenschild in mehren Briefen an Freunde sehr gelobt wurde.
Man sieht schon hieraus allein, wie ernst es ihm um die Sache zu thun war, und kann es noch mehr sehen, wenn man diese Umschlagvignetten selbst in Augenschein nehmen mag. Sie sind alle gar sinnig, hübsch und poetisch ausgedacht und in der geschickten Ausführung von R. Schubert eine Zierde der Bücher, denen sie beigegeben sind. So eifrig, wie er sich hiermit befaßte, befaßte er sich aber noch mit vielen andern Dingen, z. B. mit der Musik, auf deren Felde er die Arbeiten des Liedercomponisten Robert Franz und des Dramatikers Richard Wagner auf das Antheilnahmsvollste begleitete, so wie er denn auch für die Schöpfungen der Maler ein achtsames Auge hatte. Neben diesem Allen war er der beste Ehemann und Vater. Unter dem 7. December 1851 schrieb er mir: „Seit lange drängt es mich, Ihnen zu schreiben, aber ich kam zu dem Briefe so wenig, als überhaupt zum Arbeiten. Mein Junge ist jetzt der Mittelpunkt meines Lebens, ich tanze nach seiner Pfeife und bin, da der kleine Kerl die Manie hat, nur bei mir still zu werden, immer auf den Beinen. Das arme Kind ist trotz seiner prächtigen Augen nicht so gesund, als ich es wünschte, Grund genug für mich, ängstlich zu sein. Kinderhaben, heißt unsterblich sein! Sie sehen, daß ich um meine Unsterblichkeit besorgt bin. Jedenfalls bin ich’s mehr für meine lebendige als für die gedruckte. Prutz schrieb mir: Alle sogenannten Freuden sind Dreck gegen Aelternfreuden. Er hat Recht. Die Strophen Byron’s, in denen er von seiner Ada spricht, haben mir jetzt ganz andern Klang. – Sie werden mich auslachen, aber ich lasse mir’s gern gefallen. Die Leute sagen, ich hätte manchen guten Vers geschrieben, aber mein bestes Gedicht ist doch der Junge mit den großen blauen Augen. Ich bin nicht blasirt, warum sollte ich mich also nicht freuen? Ich habe noch nie Grund gehabt, mich eines Wortes zu schämen, warum sollt’ ich also meine Freude nicht aussprechen? Lachen Sie immerzu über das Geständniß, daß der kleine Kerl mich, der ich sonst täglich zwölf Stunden Arbeitszeit hatte, um die Hälfte bringt – ich schäme mich dessen nicht.“
Wer hätte auch mögen, daß er das sollte! Das Glück und die Freude darüber waren ihm wohl zu gönnen, schon allein um seines Fleißes und seiner unermüdlichen Arbeitslust wegen, ja, man dürfte um seiner Gesundheit willen sogar äußerst zufrieden mit der Erholung und Muse sein, die er sich nun doch zuweilen glaubte gestatten zu können oder zu müssen, denn schon damals waren seine Freunde über seine unausgesetzte schriftstellerische Thätigkeit in nicht geringer Sorge. Wohl kein anderer deutscher Autor hat so viel und unausgesetzt geschrieben, wie er. „Nach der Natur,“ „Aus der Junkerwelt,“ „Cordula,“ entstanden rasch nach einander und zugleich mit seiner unendlichen Menge von Journalartikeln, Kritiken, Notizen und Gedichten. Fast alle besseren deutschen Zeitschriften brachten Aufsätze von ihm; und neben diesem Allem unterhielt er eine sehr ausgebreitete und seinerseits sehr ausführliche Correspondenz, so wie er auch das Neueste fast aller Literaturen las.
Man wird es gestehen müssen, daß dieses rastlose Thätigsein etwas Seltenes und Merkwürdiges und noch dazu an einem Manne ist, der in glücklichen Verhältnissen lebte und durchaus nicht nöthig hatte, sich seinen Lebensunterhalt zu erwerben. Seine Familie war nicht eben eine überaus reiche, doch eine anständig begüterte und die Besitzung Tscheidt bei Bauerwitz in Oberschlesien, die er mit seiner Mutter und seinen Schwestern, wie zuletzt mit seiner eigenen Familie bewohnte, zeigte sich durchaus genügend, sie alle in glücklicher Wohlhabenheit existiren zu lassen.
Die Unabhängigkeit und Muse, die ihm dadurch gewährt war, hat ihn denn auch vereint mit seinem unverdrossenen Streben und Talente so rasch und gleichsam im Fluge zu der künstlerischen Höhe gelangen lassen, wie wir ihn in seinen letzten poetischen Erzeugnissen
Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_305.jpg&oldid=- (Version vom 6.6.2023)