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Seite:Die Fackel Nr. 333.djvu/9

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Wenn schon etwas geglaubt werden soll, was man nicht sieht, so würde ich immerhin die Wunder den Bazillen vorziehen.

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Fürs Leben gern wüßt’ ich: was fangen die vielen Leute nur mit dem erweiterten Horizont an?

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Die Psychoanalyse entlarvt den Dichter auf den ersten Blick, ihr macht man nichts vor und sie weiß ganz genau, was des Knaben Wunderhorn eigentlich bedeutet. Es sei. Jetzt ist es aber die höchste Zeit, daß eine Seelenforschung ersteht‚ die, wenn einer vom Geschlecht spricht, ihm dahinter kommt, daß es eigentlich Kunst bedeute. Für diese Retourkutsche der Symbolik biete ich mich als Lenker an. Ich wäre aber auch schon zufrieden, wenn man einem, der von Psychologie spricht, nachweisen könnte, daß sein Unterbewußtsein eigentlich etwas anderes gemeint habe.

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Ein Feuilletonist - ein Sensal. Auch der Sensal muß prompt sein und die Sprache beherrschen. Warum zählt man ihn nicht zur Literatur? Das Leben hat Fächer. Jener kann sich in dieses und dieser in jenes einarbeiten, jeder in jedes. Das Glück ist blind. Schicksale bestimmen den Menschen. Wir wissen wohl, was wir sind, aber nicht, was wir werden können. Warum zählt man ausgerechnet den Feuilletonisten zur Literatur?

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Der Maler hat es mit dem Anstreicher gemeinsam, daß er sich die Hände schmutzig macht. Eben dies unterscheidet den Schriftsteller vom Journalisten.

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An einem wahren Porträt muß man erkennen, welchen Maler es vorstellt.

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Empfohlene Zitierweise:
Karl Kraus (Hrsg.): Die Fackel Nr. 333. Die Fackel, Wien 1911, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Fackel_Nr._333.djvu/9&oldid=- (Version vom 14.8.2016)