Anonym: Edda | |
|
auf Frankenland. Die drei Wochen, welche nach Str. 34 erforderlich sind, um von Alfs Hallen zu Atlis Burg zu gelangen, geben keine Auskunft, da wir nicht wißen wo der Dichter sich diese dachte. Ebenso wenig kann Str. 16 entscheiden, wo Sigmunds, Sigars und Siggeirs Waffenthaten in Stickwerk dargestellt werden, denn diese konnten in Dänemark so bekannt sein als in Frankenland. Endlich kann auch Str. 19 nicht den Ausschlag geben, wo neben slawisch klingenden Namen wie Jarisleif (Jaroslaw) Waldar der Däne genannt wird, denn wie ich diese Str. verstehe, gehört er zum Gefolge Grimhilds. Allerdings mag man in der vielfachen Einmischung Dänemarks eine Vorliebe des Dichters für dieses Land, wie in der des Haddingelands Str. 22 für den Norden überhaupt sehen; aber die nordische Heimat der Dichter oder Überdichter unserer Lieder hat doch sonst nicht vermocht, die Spuren ihres deutschen Ursprungs aus den geographischen Angaben zu tilgen.
Da wir einmal bei diesen verweilen, so bemerken wir, daß die hunischen Helden Str. 15 noch in dem alten Sinne des Worts genommen scheinen, nach welchem Sigurds Voreltern hunische d. i. deutsche Könige waren, und er selbst mehrmals der hunische heißt. Die hunischen Töchter Str. 26 dagegen könnten schon hunnische sein sollen, denn in derselben Strophe wird Atli Gudrunen zum Gemahl vorgeschlagen. Winbiörg und Walbiörg Str. 33 scheinen erdichtete Namen.
Siggeir Str. 16 ist nach der Wölsungens. der Gemahl Signes, der Tochter Wölsungs, mit welcher ihr Bruder Sigmund den Sinfiötli zeugte, der deshalb im ersten Liede von Helgi dem Hundingstödter Str. 40 Siggeirs Stiefsohn heißt. Neben ihm ist im Text Sigar genannt, dessen Sage verdunkelt ist; mit Sigar zusammengesetzte Ortsnamen in den Helgiliedern spielen noch darauf an. Wir sind aber hier der Wölsungasage gefolgt, die aus unsern Liedern schöpft, und neben Siggeir keinen andern als Sigmund nennt. Es ist also die Schlacht gemeint, in welcher König Wals fiel und Sigmund mit seinen Brüdern gefangen wird. Siggeir hatte seinen Schwäher nebst allen Söhnen in sein Haus geladen, wo das nachgeholt werden sollte, was ihnen bei Sigmunds Hochzeit (durch Siggeirs schnelle Heimreise) gefehlt hatte. König Wals war mit dreien Schiffen ausgefahren, ward aber gleich bei der Ankunft von Siggeirs Heer überfallen und erlag nach heldenmüthiger Wehr der Übermacht. Von dieser Schlacht wird hier die Rede sein.
Der Name Hlödwers Str. 25 begegnet auch in der Wölundarkwida; in der Nornagests. c. 9 führt ihn ein König von Sachsenland; vergl. K. Maurer in Zachers Ztschr. II, 467.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 446. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/454&oldid=- (Version vom 31.7.2018)