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Seite:Die Edda (1876).djvu/451

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Anonym: Edda

die weiter nichts mehr mit Gudrun zu schaffen hat. Vgl. Oddruns Klage Str. 33. Also des Goldes Willen nahm Brynhild den Gunnar; diese Ansicht kann nur die bezeichnete Quelle haben, obgleich dort Brynhild nur um ihr Vatergut nicht zu verlieren, einwilligte, hier aber gar durch den Reichtum des Freiers bestimmt wird. Setzt aber unsere Stelle jene andere des dritten Sigurdsliedes voraus, so ist unser Lied erst nach der Überarbeitung, welches jene erlitt, entstanden und gehört mithin einer ziemlich jungen Zeit an. Damit stimmt nun auch alles Übrige, jene Erweiterungen der Sage, die auffallende Weichheit des Tons und der Umstand, daß nicht dieses, sondern das andere Gudrunenlied als das alte bezeichnet wird.

Noch sonst berührt sich unser Lied mit dem dritten von Sigurd, denn wenn es dort Str. 29 heißt, Gudrun habe bei Sigurds Tode die Hände so stark zusammengeschlagen, daß die Gänse auf dem Hofe geschrieen hätten, so sagt hier zwar die erste Strophe, sie habe nicht geschluchzt noch die Hände geschlagen, wie der Frauen Brauch sei, was aus Str. 11 des andern Gudrunenlieds genommen sein mag; aber hernach jammert sie doch Str. 16 beim Anblick der Leiche so sehr, daß die Gänse im Hof hell aufschrieen. Aus dem andern Gudrunenlied hat unseres noch einmal geschöpft: Str. 18 scheint eine Paraphrase der dortigen zweiten, welcher wiederum Str. 36 des dritten Helgiliedes zum Vorbild gedient haben wird.

Was die prosaische Einleitung erwähnt, Gudrun habe etwas von Fafnirs Herzen gegeßen und seitdem der Vögel Stimmen verstanden, wird sonst nirgend gemeldet; vergl. unten. Im Übrigen giebt sie nur die beiden ersten Strophen wieder; der Schlußsatz ist hingegen theils aus dem dritten Sigurdsliede, theils aus Str. 13 des alten Gudrunenliedes genommen.


30. Mord der Niflunge.

Auch dieser prosaische Zwischenbericht könnte wie der erste von Sinfiötli dem Sammler unserer Heldenlieder gehören. Nur daß es der Ring Andwaranaut war, welchen Gudrun ihren Brüdern zur Warnung schickte, daß Högni von Kostbera noch einen dritten Sohn, Namens Giuki, hatte, und daß Gudrun ihre Söhne aufgefordert, der Giukungen Leben zu erbitten, was diese verweigert hätten, kann aus den Liedern, wie sie uns vorliegen, nicht geschöpft sein. Sonst scheinen alle folgenden Lieder mit Ausnahme des dritten von Gudrun und der beiden letzten von ihrer dritten Vermählung, die doch schon das dritte Sigurdslied kennt, benutzt. Den prosaischen Eingang des folgenden Liedes zog ich früher zu unserm Zwischenbericht und schloß dann weiter, daß dem Verfaßer desselben auch das dritte

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 443. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/451&oldid=- (Version vom 31.7.2018)