Anonym: Edda | |
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der eigentlichen Edda mit fortlaufenden Nummern versehen und so die 58 Dämisögur der beiden ersten Abschnitte auf die Zahl 65 gebracht. Wenn wir künftig eine derselben citieren, so geschieht es mit D (Dämisaga) und der beigesetzten Zahl der Gleichnissrede. Daß Snorri weder unsere beiden ersten Abschnitte, noch Skaldskaparmal verfaßt habe, geht daraus hervor, daß hier wie dort die mythischen Anschauungen des Nordens im Ganzen noch mit unschuldiger Gläubigkeit vorgetragen und dem Urtheile des Verfaßers selten unterworfen werden, wie es Snorri in der Ynglingasaga, dem ersten Theil der Heimskringla, zu thun pflegt, oder wie es gar in der Vorrede (formâli) und den beiden Schlußreden (eptirmâli) geschieht, die wir ihrer barbarischen Mönchsgelehrsamkeit wegen ausgeschloßen haben. In dieser Überzeugung hat uns auch Bergmanns Ausführung nicht wankend gemacht.
Wenn es in den isländischen Annalen, deren Abfaßung noch vor 1400 fallen soll, von Snorri heißt: Hann samsetti Eddu ok margar adrar frœdibœkur ok islendskar sögur, so könnte dieß Zeugniss höchstens beweisen, daß er die verschiedenen Theile der Edda und Skalda zusammengesetzt und zu Einem Buche verbunden habe; für seine Verfaßerschaft an Einem dieser Theile kann es nicht geltend gemacht werden. Und selbst das scheint uns nicht wahrscheinlich, daß das ganze Edda und Skalda umfaßende Werk, wie es jetzt vorliegt, aus seiner Hand hervorgegangen wäre, namentlich halten wir die Vorrede mit den beiden Schlußworten für seiner eben so unwürdig als die j. Edda selbst für ihn noch zu rein im altheidnischen Geiste gehalten ist.
Der Zusammensetzer des Buchs, welches außer der Edda noch so vielerlei unter dem gemeinschaftlichen Namen Skâlda zusammengesetzte Abschnitte enthält, hatte offenbar ein Handbuch für junge Skalden im Sinn, in welchem sie Alles vereinigt finden sollten, was sie zu ihrem Berufe von der alten Götter- und Heldensage, den Gesetzen der Dichtkunst und Beredsamkeit zu wißen brauchten. Denn an den Höfen christlicher Könige, der Bekehrer des Nordens, lebte das Heidentum noch sehr im Bewustsein und war das Christentum noch so wenig lebendig geworden, daß die Skaldenpoesie stäts auf die heidnische Götter- und Heldensage anspielte, sich christlicher Anschauungen aber gänzlich zu enthalten pflegte. Der Verfaßer von Gylfaginning wollte nun eine Übersicht der Götterlehre geben, um das innere Verständniss der alten, in der Form einfachen Eddalieder zu vermitteln. Dem Verfaßer von Skaldskaparmal, zu welchem Bragarödur den Eingang bildete, lagen mehr die schwierigen und überkünstelten Skaldenlieder
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/350&oldid=- (Version vom 31.7.2018)