Anonym: Edda | |
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Wo ich starr lag auf dem Stroh:
Da verstand ich erst ganz das göttliche Wort:
Vom Staube stammen die Sterblichen.
Der die Welt und den Himmel wirkte,
Wie einsam wir beim Abschied bleiben,
Zählten wir gleich der Freunde viel.
Selig wer da wohl gewirkt!
Ich schatzentblößter kam auf ein Bett
Von schierem Sande zu liegen.
Dieß dünkt das erste Bedürfniss;
Doch mir verleidete sich die Lauge solchen Bads
Über alle Maßen.
Ward dann auf den Hengst gehoben.
Schauerlich schien die Sonne der Riesin
Aus Nacht und Nebel nieder.
Unterwelten zu durchwandern;
Auf und nieder sucht ich ängstlich den Weg,
Der leidlicher zu wandern wäre.
Als ich zu den Qualorten kam:
Versengte Vögel, die Seelen waren,
Flogen wie Fliegen umher.
Und bedeckten die glühenden Gaßen.
Sie schlugen die Schwingen als sollte der Himmel
Bersten und die Erde.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/334&oldid=- (Version vom 31.7.2018)