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Seite:Die Edda (1876).djvu/241

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Anonym: Edda

50
Sie stritten den Morgen   über Mittag hinaus,

Von erster Frühe   zu voller Tageshöh.
Vom Blute floß das Feld,   erfüllt war der Kampf.
Ihrer achtzehn fielen — die Feinde siegten —
Beiden Söhnen Beras   und ihrem Bruder Orkning.

51
Atli begann   grimmig das Wort:

„Üble Schau ist hier   und Euer die Schuld.
Hier standen dreißig   streitbare Degen;
Nur eilfe sind übrig:   zu arg ist die Lücke!
Fünf Brüder waren wir,   als Budli starb:
Nun hat Hel die Hälfte,   verhauen liegen Zweie!

52
„Herliche Schwäger   hatt ich, ich läugn es nicht;

Unweibliches Weib!   wenig genieß ichs.
Wir stimmten selten   seit ich dich nahm.
Ihr habt mich des Reichtums   beraubt und der Freunde,
Meine Schwester erschlagen:   am Schwersten härmt mich das!“


Gudrun.
53
Gedenkst du des, Atli!   Du thatest zuerst so.

Du hast mir die Mutter   ermordet um Schätze:
In der Höhle zu verhungern   war der Hehren Looß.
Lächerlich läßt es dir   deines Leids zu gedenken:
Durch Gnade der Götter   ergeht es dir übel.


Atli.
54
Nun mahn ich euch, Mannen,   mehrt den Harm

Dem stolzen Weibe:   das säh ich gern!
Erkämpft aus Kräften,   daß Gudrun klagen müße.
Das lüstet mich zu schaun,   daß ihr Looß sie schmerze.

55
Bemeistert euch Högnis,   daß ein Meßer ihn theile,

Reißt ihm das Herz aus,   seid rasch zur That;
Den grimmen Gunnar,   an den Galgen hängt ihn,
Knüpft scharf den Strang,   ladet Schlangen dazu.


Högni.
56
Thu nach Gefallen,   getrost erwart ichs:

Doch hart bewähr ich mich,   der wohl Herberes litt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/241&oldid=- (Version vom 31.7.2018)