Anonym: Edda | |
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Der sich als wahr nicht bewährt.
Grimme Feßeln folgen dem Meineid,
Unselig ist der Schwurbrecher.
Mit läppischen Leuten rechtest.
Ein unkluger Mann kann oft doch sagen
Schlimmere Dinge denn er weiß.
So dünkst du blöde geboren,
Oder nicht mit Unrecht angeklagt.
Viel liegt am Leumund,
Drum gieb dir Müh um guten.
Laß andern Tags sein Leben enden:
So lohne den Leuten die Lüge.
Am Wege wohnt, der Schanden voll,
Beßer als bleiben dabei ist fortgehn,
Übernähme dich auch die Nacht.
Wo es kommt zu heißem Kampf.
Am Wege sitzen böse Weiber oft,
Die Schwert und Sinn betäuben.
Sitzen siehst auf den Bänken,
Laß Weiberschönheit dir den Schlaf nicht rauben,
Noch hoffe sie heimlich zu küssen.
Worte wechseln hin und her,
Trunken tadle nicht tapfre Männer:
Manchem raubt der Wein den Witz.
Manchem Manne gebracht,
Einigen Unheil, Andern den Tod;
Vielfältig ist das Leiden.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/195&oldid=- (Version vom 31.7.2018)