Anonym: Edda | |
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Eide geschworen hab ich der Edeln
Und nicht gehalten; auch hat sie nicht Frieden.
Ihm habest du übel die Eide gehalten,
Da dir der Herscher von ganzem Herzen doch,
Giukis Erbe, Vertrauen gönnte.
Werd ich schuldig sein in dieser Sache,
Oder verlügt mich das löbliche Weib,
Und sich auch selber? Sage mir, Gripir.
Und aus Überschmerz euch Unheil fügen.
Du gabst der Guten nicht Grund dazu
Obwohl ihr die Königin mit Listen kränktet.
Guthorm und Högni, dann Folge geben?
Werden Giukis Söhne in mir Gesipptem
Die Schwerter röthen? Rede, Gripir.
Wenn Dir ihre Brüder Verderben rathen.
Ledig lebt aller Lust
Das weise Weib: das wirkte Grimhild.
Die Fügung fiel auf des Fürsten Leben:
So edeln Mann wird die Erde nicht mehr
Noch die Sonne schauen, Sigurd, als dich.
Mir ward der Wunsch hier, Gripir, gewährt.
Du hättest gerne mehr Glück verheißen
Meinem Lebenslauf, lag es an dir.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/177&oldid=- (Version vom 31.7.2018)