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Seite:Die Edda (1876).djvu/166

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Anonym: Edda

Da ging die Magd heim und sprach zu Sigrun:


41
Geh schnell, Sigrun   von Sewafiöll,

Wenn dich den Volksfürsten   zu finden lüstet.
Der Hügel ist offen,   Helgi gekommen.
Die Kampfspuren bluten;   der König bittet dich,
Du wollest die weinenden   Wunden ihm stillen.


Sigrun ging in den Hügel zu Helgi und sprach:


42
Nun bin ich so froh   dich wieder zu finden,

Wie die aasgierigen   Habichte Odhins,
Wenn sie Leichen wittern   und warmes Blut,
Oder thautriefend   den Tag schimmern sehn.
 

43
Nun will ich küssen   den entseelten König

Eh du die blutige   Brünne noch abwirfst.
Das Haar ist dir, Helgi,   in Angstschweiß gehüllt,
Ganz mit Grabesthau   übergoßen der König;
Die Hände sind urkalt   dem Eidam Högnis:
Was bringt mir, Gebieter,   die Buße dafür?


Helgi.
44
Du Sigrun bist Schuld   von Sewafiöll,

Daß Helgi trieft   von thauendem Harm.
Du vergießest, goldziere,   grimme Zähren,
Sonnige, südliche   eh du schlafen gehst.
Jede fiel blutig   auf die Brust dem Helden,
Grub sich eiskalt   in die angstbeklommene.
 

45
Wohl sollen wir trinken   köstlichen Trank,

Verloren wir Lust   und Lande gleich.
Stimme Niemand   ein Sterbelied an,
Schaut er durchbohrt   die Brust mir auch.
Nun sind Bräute   verborgen im Hügel,
Königstochter,   bei mir dem todten!


Sigrun bereitete ein Bett im Hügel und sprach:


46
Hier hab ich ein Bette   dir, Helgi, bereitet,

Ein sorgenloses,   Sohn der Ülfinge.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/166&oldid=- (Version vom 31.7.2018)