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Seite:Die Edda (1876).djvu/161

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Anonym: Edda

12
Sigrun suchte   den freudigen Sieger;

Helgis Hand   zog sie ans Herz,
Grüßte und küsste   den König unterm Helme.
 

13
Da ward der Fürst   der Jungfrau gewogen,

Die längst schon hold war   von ganzem Herzen
Dem Sohne Sigmunds   eh er sie gesehn.
 

14
„Dem Hödbroddr ward ich   vor dem Heere verlobt;

Doch einen Andern   zur Ehe wollt ich.
Nun fürcht ich, Fürst,   der Freunde Zorn:
Den alten Wunsch   vereitelt ich dem Vater.“
 

15
Nicht wider ihr Herz   sprach Högnis Tochter:

Helgis Huld, sprach sie,   müße sie haben.


Helgi.
16
Hege nicht Furcht   vor Högnis Zorn

Noch dem Unwillen   deiner Verwandten.
Du sollst, junge Maid,   mit Mir nun leben:
Du bist edler Abkunft,   das ist mir gewiss.


Helgi sammelte da ein großes Schiffsheer und fuhr gen Frekastein. Aber auf dem Meere traf sie ein männerverderbliches Unwetter. Blitze fuhren über sie hin und Wetterstralen schlugen in die Schiffe. Da sahen sie in der Luft neun Walküren reiten und erkannten Sigrun. Alsbald legte sich der Sturm und glücklich kamen sie ans Land. Granmars Söhne saßen auf einem Berge, da die Schiffe zu Lande segelten. Gudmund sprang aufs Pferd und ritt auf Kundschaft von dem Berge nach dem Meere. Da zogen die Wölsungen die Segel nieder. Aber Gudmund sprach wie zuvor geschrieben ist im Helgiliede:


Wie heißt der Herzog,   der dem Heere gebeut,
Dieß furchtbare Volk   zu Land uns führt?


Dieß sprach Gudmund, Granmars Sohn:


17
Wie heißt   der Fürst, der die Flotte steuert,

Die goldne Kriegsfahne   am Steven entfaltet?
Nicht deutet auf Frieden   das Borderschiff.
Waffenröthe   umstralt die Wikinge.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/161&oldid=- (Version vom 31.7.2018)