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Seite:Die Edda (1876).djvu/135

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Anonym: Edda

17. Völundarkvidha.
Das Lied von Wölundur.

Nidudr hieß ein König in Schweden. Er hatte zwei Söhne und eine Tochter; die hieß Bödwild. Es waren drei Brüder, Söhne des Finnenkönigs (?); der eine hieß Slagfidr, der andre Egil, der dritte Wölundur. Die schritten auf dem Eise und jagten das Wild. Sie kamen nach Ulfdalir (Wolfsthal) und bauten sich da Häuser. Da ist ein Waßer, das heißt Ulfsiar (Wolfssee). Früh am Morgen fanden sie am Waßerstrand drei Frauen, die spannen Flachs; bei ihnen lagen ihre Schwanenhemden; es waren Walküren. Zweie von ihnen waren Töchter König Lödwers: Hladgud Swanhwit (Schwanweiß) und Herwör Alhwit (Allweiß); aber die dritte war Älrun, die Tochter Kiars von Walland. Die Brüder führten sie mit sich heim. Egil nahm die Älrun, Slagfidr die Swanhwit und Wölundur die Alhwit. Sie wohnten sieben Winter beisammen: da flogen die Weiber Kampf zu suchen, und kamen nicht wieder. Da schritt Egil aus die Älrun zu suchen und Slagfidr suchte Swanhwit; aber Wölundur saß in Ulfdalir. Er war der kunstreichste Mann, von dem man in alten Sagen weiß. König Nidudr ließ ihn handgreifen so wie hier besungen ist.


1
Durch Myrkwidr flogen   Mädchen von Süden,

Alhwit die junge,   Urlog (Schicksal, Kampf) zu entscheiden.
Sie saßen am Strande   der See und ruhten;
Schönes Linnen spannen   die südlichen Frauen.

2
Ihrer Eine   hegte sich Egiln,

Die liebliche Maid,   am lichten Busen;
Die andre war Swanhwit,   die Schwanfedern trug
(Um Slagfidr   schlang sie die Hände);
Doch die dritte,   deren Schwester,
Umwand Wölundurs   weißen Hals.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/135&oldid=- (Version vom 31.7.2018)