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Seite:Die Edda (1876).djvu/126

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Anonym: Edda

16. Hyndluliod.
Das Hyndlalied.
Freyja.
1
Wache, Maid der Maide,   meine Freundin, erwache!

Hyndla, Schwester,   Höhlenbewohnerin.
Nacht ists und Nebel;   reiten wir nun
Wallhall zu,   geweihten Stätten.

2
Laden Heervatern   in unsre Herzen:

Er gönnt und giebt   das Gold den Werthen.
Er gab Hermodur   Helm und Brünne,
Ließ den Siegmund   das Schwert gewinnen.

3
Giebt Sieg den Söhnen,   giebt Andern Sold,

Worte Manchem   und Witz den Mannen,
Fahrwind den Schiffern,   den Skalden Lieder,
Mannheit und Muth   dem heitern Mann.

4
Dem Thôr werd ich opfern,   werd ihn erflehen,

Daß er günstig immerdar   sich dir erweise,
Ob freilich kein Freund   der Riesenfrauen.

5
Nun wähl aus dem Stall   deiner Wölfe Einen,

Und laß ihn rennen   mit dem Runenhalfter.


Hyndla.

Dein Eber ist träg   Götterwege zu treten;
Ich will mein Ross,   das rasche, nicht satteln.

6
Verschmitzt bist du, Freyja,   daß du mich versuchst

Und also die Augen   wendest zu uns.
Hast du den Mann doch   dahin zum Gefährten,
Ottar den jungen,   Innsteins Sohn.


Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/126&oldid=- (Version vom 18.8.2016)