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Seite:Die Edda (1876).djvu/123

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Anonym: Edda

29
Setzte nun silberne   Schüßeln auf

Mit Speck und Wildbrät   und gesottnen Vögeln;
In kostbaren Kelchen   und Kannen war Wein:
Sie tranken und sprachen   bis der Abend sank.

30
Rigr stand auf,   das Bett war bereit.

Da blieb er drauf   drei Nächte lang:
Dann ging er und wanderte   des Weges inmitten.
Darnach vergingen   der Monden neun.

31
Die Mutter gebar   und barg in Seide

Ein Kind, das genetzt   und genannt ward Jarl.
Licht war die Locke   und leuchtend die Wange,
Die Augen scharf   wie Schlangen blicken.

32
Daheim erwuchs   in der Halle der Jarl:

Den Schild lernt’ er schütteln,   Sehnen winden,
Bogen spannen   und Pfeile schäften,
Spieße werfen,   Lanzen schießen,
Hunde hetzen,   Hengste reiten,
Schwerter schwingen,   den Sund durchschwimmen.

33
Aus dem Walde kam der rasche   Rigr gegangen,

Rigr gegangen   ihn Runen zu lehren,
Nannte mit dem eignen   Namen den Sohn,
Hieß ihn zu Erb   und Eigen besitzen
Erb und Eigen   und Ahnenschlößer.

34
Da ritt er dannen   auf dunkelm Pfade

Durch feuchtes Gebirg   bis vor die Halle.
Da schwang er die Lanze,   den Lindenschild,
Spornte das Ross   und zog das Schwert.
Kampf ward erweckt,   die Wiese geröthet,
Der Feind gefällt,   erfochten das Land.

35
Nun saß er und herschte   in achtzehn Höfen,

Vertheilte die Schätze,   Alle beschenkend
Mit Schmuck und Geschmeide   und schlanken Pferden.
Er spendete Ringe,   hieb Spangen entzwei.


Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/123&oldid=- (Version vom 18.8.2016)