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Seite:Die Edda (1876).djvu/078

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Anonym: Edda

32
„Die liebste Lust   verloren weiß ich,

Da mir der Kelch   vor den Knieen liegt.
Oft sagt’ ich ein Wort;   nicht wieder sag ichs
Von heut an je;   zu heiß ist der Trank!

33
„Noch mögt ihr versuchen   ob ihr Macht habt,

Aus der Halle hinaus   zu heben die Kufe.“
Zwei Mal ihn zu rücken   mühte sich Tyr:
Des Keßels Wucht   stand unbewegt.

34
Aber Modis Vater   erfaßt’ ihn am Rand,

Stieg vom Estrich   in den untern Saal.
Aufs Haupt den Hafen   hob sich Sifs Gemahl;
An den Knöcheln klirrten ihm   die Keßelringe.

35
Sie fuhren lange   eh lüstern ward

Odhins Sohn   sich umzuschauen:
Da sah er aus Höhlen   mit Hymir von Osten
Volk ihm folgen   vielgehauptet.

36
Da harrt’ er und hob   den Hafen von den Schultern,

Schwang den mordlichen   Miölnir entgegen
Und fällte sie all,   die Felsungetüme,
Die ihn anliefen   in Hymirs Geleit.

37
[Sie fuhren nicht lange,   so lag am Boden

Von Hlorridis Böcken   halbtodt der eine.
Scheu vor den Strängen   schleppt’ er den Fuß:
Das hatte der listige   Loki verschuldet.

38
Doch hörtet ihr wohl   (wer hat davon

Der Gottesgelehrten   ganze Kunde?),
Welche Buß er empfing   von dem Bergbewohner:
Den Schaden zu sühnen   gab er der Söhne zwei.]

39
Kraftgerüstet   kam er zum Göttermal

Und hatte den Hafen,   den Hymir beseßen.
Daraus sollen trinken   die seligen Götter
Äl in Ögirs Haus   jede Leinernte.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/078&oldid=- (Version vom 31.7.2018)