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Seite:Die Edda (1876).djvu/063

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Anonym: Edda

Erde trinkt und wird nicht trunken.
Feuer hebt Krankheit,   Eiche Verhärtung,
Ähre Vergiftung,
Der Hausgeist häuslichen Hader.
Mond mindert Tobsucht,
Hundbiß heilt Hundshaar,
Rune Beredung;
Die Erde nehme Naß auf.



Odhins Runenlied.
139 (1)
Ich weiß, daß ich hing   am windigen Baum

Neun lange Nächte,
Vom Sper verwundet,   dem Odhin geweiht,
Mir selber ich selbst,
Am Ast des Baums,   dem man nicht ansehn kann
Aus welcher Wurzel er sproß.

140 (2)
Sie boten mir   nicht Brot noch Meth;

Da neigt’ ich mich nieder
Auf Runen sinnend,   lernte sie seufzend:
Endlich fiel ich zur Erde.

141 (3)
Hauptlieder neun   lernt ich von dem weisen Sohn

Bölthorns, des Vaters Bestlas,
Und trank einen Trunk des theuern Meths
Aus Odhrörir geschöpft.57

142 (4)
Zu gedeihen begann ich   und begann zu denken,

Wuchs und fühlte mich wohl.
Wort aus dem Wort   verlieh mir das Wort,
Werk aus dem Werk   verlieh mir das Werk.

143 (5)
Runen wirst du finden   und Rathstäbe,

Sehr starke Stäbe,
Sehr mächtige Stäbe.
Erzredner ersann sie,   Götter schufen sie,
Sie ritzte der hehrste der Herscher.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/063&oldid=- (Version vom 31.7.2018)