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Seite:Die Edda (1876).djvu/032

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Anonym: Edda

Gangradr.
20
Sage zum ersten,   wenn Sinn dir ausreicht

Und du es weist, Wafthrudnir,
Erd und Überhimmel,   von wannen zuerst sie
Kamen? kluger Jote!


Wafthrudnir.
21
Aus Ymirs Fleisch6. 8   ward die Erde geschaffen,

Aus dem Gebein die Berge,
Der Himmel aus der Hirnschale   des eiskalten Hünen,
Aus seinem Schweiße die See.


Gangradr.
22
Sag mir zum andern,   wenn der Sinn dir ausreicht

Und du es weist, Wafthrudnir,
Von wannen der Mond kommt,   der über die Menschen fährt,
Und so die Sonne?


Wafthrudnir.
23
Mundilföri11 heißt   des Mondes Vater

Und so der Sonne.
Sie halten täglich   am Himmel die Runde
Und bezeichnen die Zeiten des Jahrs.


Gangradr.
24
Sag mir zum dritten,   so du weise dünkst

Und du es weist, Wafthrudnir,
Wer hat den Tag gezeugt,   der über die Völker zieht,
Und die Nacht mit dem Neumond?


Wafthrudnir.
25
Dellingr10 heißt   des Tages Vater,

Die Nacht ist von Nörwi gezeugt.
Des Mondes Mindern und Schwinden   schufen milde Wesen
Die Zeiten des Jahrs zu bezeichnen.


Gangradr.
26
Sag mir zum vierten,   wenn dus erforscht hast

Und du es weist, Wafthrudnir,
Wannen der Winter kam   und der warme Sommer
Zuerst den gütgen Göttern?

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/032&oldid=- (Version vom 31.7.2018)