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Seite:Die Dresdener Gemälde-Galerie (Mosen).pdf/192

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die Wirkung auf das seelenlose Auge nur durch die Eleganz der Form. Kein Meister ist noch so verehrt, bewundert und bezahlt worden, wie Adriaan van der Werff, welcher ganz darin aufging. Er ist der Carlo Dolci der Rococozeit. Seine Gemälde machen den Eindruck, als wären sie auf Meißener Porzellanteller hingehaucht. Sein schönstes Bild,

die Schäferscene,

darf ich nicht beschreiben, und seine übrigen Bilder erklären sich von selbst, weil sie eben Nichts in sich haben, und Alles, was sie sind, äußerlich in der delicatesten Ausführung, besonders im Helldunkel sattsam zur Schau stellen. Er ist vorzugsweise der Cabinetsmaler. Seine Werke gleichen den Gedichten Matthison’s. Er hatte sich in Rotterdam niedergelassen, wo er 1722 starb.

Wie jene Zeit in äußerem Schein aufging, so mußte sie sich auch in der Malerei ausprägen. Wenn im Herbst der Saft in den Bäumen zurücktritt, so färben sich die Blätter, ehe sie abfallen, in den Glanz aller Farben. Wie die historische Kunst mit dem Leben selbst zur Conversation wurde und endlich nothwendig in höfische Eleganz aufgehen mußte, ist im Einzelnen nachgewiesen worden. Kein Dichter, kein Künstler kann etwas Anderes sein, als die feinste Spitze seiner Zeit. Daß dieser Ausgang der Kunst nicht durch die zufälligen Talente ihrer Meister herbeigeführt worden ist, beweist, daß in jeder anderen

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/192&oldid=- (Version vom 31.7.2018)