ist. Vor ihr sitzt ihr einziger Freund und Geliebter, der graue Kater. Sie hat ein äußerst tugendhaftes Gesicht, aber einen Mund zum Lästern geschaffen. Vielleicht hat sie erfahren, daß ihre Nachbarin von ihrem Geliebten in einer Restauration mit Erdbeeren und Champagner tractirt worden ist, und ihre Freundin, eine junge Wittwe, einen Liebesantrag erhalten hat. „Wie sündlich es in der Welt hergeht!“
Von der Kunstkritik weniger verehrt ist der Conversationsmaler und Schüler Douw’s
geboren in Leyden 1640. Uebertrifft er alle Meister an Geduld und mühseliger Ausführung, so soll er es doch nur zu einer geistlosen Vollendung gebracht haben. Die beiden Werke, welche die Galerie von ihm besitzt, zeigen jedoch, daß er durchaus des feinen Lustspieltons, welcher dieses Genre zur Kunst erhebt, mächtig war.
Der liebenswürdige Musiklehrer hat die Violine auf den Stuhl gelehnt und ist hinter den Sessel der schönen Schülerin getreten, welche vielleicht zu ihrem Schutze das Hündchen auf den Schooß genommen hat. Der schalkhafte Lehrer neckt es mit dem Flötenpfeifchen über ihre rechte Schulter herein, so daß aus der
Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/186&oldid=- (Version vom 31.7.2018)