Versuchen wir die Erklärung im Balladentone zu geben:
„Rohrdommel, Mädchen, sonst bist du,
Und heut’ so still in trüber Ruh?“
„„Und fiel heut’ früh am Strand ein Schuß,
Die Dommel schweigt beim Morgengruß.
Ich lief vorbei am Jägerhaus, –
Da hielt ’ne Hand die Dommel ’raus.
Der Schuß traf sie in’s Herz hinein; –
Es fiel auf sie ein heller Schein, –
Nicht auf die Hand, die harte Hand,
Ihr Mörder tief im Schatten stand.
Eine böse That kommt an das Licht,
Der Schein streift ihm das Angesicht –
Barett und Rock von rothem Samm’t,
Und sein Gesicht doch schöner flammt.
Es wär’ um meine Ruh’ geschehn,
Hätt’ ich ihn länger angesehn.
Der junge Schütz mit seinem Wild –
So steht vor mir das schöne Bild.““
Ein vornehmer würdiger Greis mit reichem grauen Bart, das schwarze Barett auf die Stirne gedrückt, in schwarzem Umwurf, welcher die Brust frei und die Halskette von Juwelen erscheinen läßt, blickt traum- und gedankenschwer von seinem Schlosse in die Thäler. Ein Lichtschein fällt auf die uns zugekehrte linke Hälfte des Gesichtes und läßt alles Andere in das Helldunkel zurücktreten. Der rechte Arm
Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/149&oldid=- (Version vom 31.7.2018)