mit einem großmächtigen Blasebalg den nöthigen Wind, die Windmühlen seines Meisters im Gang zu erhalten.
Es ist ein Traum, wie er nur im Gemüthe der damaligen Zeit sich bilden konnte, wüst und scheuslich. In einer Höhle, in welche von zwei Seiten Tageslicht hineinfällt, sitzt der heilige Antonius vor einem Felsblocke. Vor ihm steht das Crucifix, das Gebetbuch liegt dabei, ein Todtenschädel dahinter; unfern davon steht eine verfängliche Mixtur in einer Flasche, vielleicht von der Art, wie sie Hofmann in seinem „Elixir des Teufels“ beschreibt. Hat der Heilige davon getrunken? Ein altes, hasenähnliches Weibchen, die symbolische Wollust, steht hinter ihm und deutet auf ein schönes Weib mit Habichtsfüßen, welche verrätherisch unter dem Gewande hervor ihre Abkunft verrathen. Sie nähert sich mit einem Zaubertrank in der Hand. Man muß dabei an die Erzählung des Theurgen Nagar aus Indien denken, welcher aussagt:
„Zuweilen steht alsdann mein Schutzgeist in der Gestalt einer unvergleichlich herrlichen Jungfrau vor mir und überreicht mir einen mit dem Trank der Götter angefüllten Becher, welchen mein geistiger Mensch ausleert.“ Und dann: „Bald führt er mich durch die Luft auf den heiligen Berg der Versammlung und zeigt mir die Gesetze und Bewegungen des
Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/137&oldid=- (Version vom 31.7.2018)