Ein gemaltes Gelegenheitsgedicht auf die Ueberfahrt des Cardinals Ferdinand von Oesterreich von Spanien nach Italien. Das Schiff des Cardinals segelt auf dem hohen Meere. Es wurde von Sturm überfallen, aber im rechten Augenblicke ist Neptun aus der Tiefe emporgebraust; er steht auf dem Muschelwagen, das Viergespann der Seepferde davor hebt sich mit den Köpfen und Hälsen aus der Fluth; sie scheinen aus ihr selbst geformt zu sein und wieder in das Meergrün und Weißschaumige zu verfließen; denn sie sind auch mehr göttliche Kräfte, als Thiere. Zwischen ihnen vorn bläst Triton mit vollen Backen das Muschelhorn sturmübertäubend hinaus. Drei wunderschöne, niederländische, blondlockige Nixen drehen das Wasserrad am Wagen. Neptun selbst, vom rothen Zorngewande umflattert, in triefendem Haupt- und Barthaar, hält in der Rechten den Dreizack krampfhaft wie zum Stechen ausholend, als wolle er die Ungestalten der geflügelten und schlangengeschwänzten Winde, welche sich erschreckt nach oben zu flüchten suchen, mit dem Dreizack in seinem Zornrufe: „Daß ich Euch!“ – harpuniren. Ein heller Sonnenblick fährt im Hintergrunde über das Meer, begrüßt mit Freudenschüssen vom Schiffe des Cardinals.
Doch Ferdinand von Oesterreich war kein Neptun, welcher auch die politischen Stürme mit einem:
Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/102&oldid=- (Version vom 31.7.2018)