Das Kolorit des Bildes ist recht gut. Wahrheit im Fleische und schöne Falten in den Gewändern. Besonders artig nahm sich an der weiblichen Figur die Lage des Shawls aus, und dessen so täuschend nachgeahmter, roth und grün schillernder Taffet. Weniger gelungen war der dunkelblaue Atlas an ihrem Kleide. Auch schien uns Herr Gladysz in dem weiblichen Arme der Natur allzugetreu geblieben zu seyn.
Das andere Portrait zwei Mädchen (die Töchter des Herrn Pechwell) vor einem Clavier, hat uns vorzüglich gefallen. Das eine Mädchen hält mit einer Hand ein Notenblatt auf dem Pulte, wohin sie auch ihr Gesicht richtet, während die andere Hand die Töne dieser Noten auf dem Claviere herauszubringen sucht. Die zweite Figur sitzt sinnend da, den einen Arm um der Schwester Nacken geschlagen, den andern sanft untergestemmt. Neben dem Claviere liegen andere musikalische Instrumente.
Eine wirklich reizende Komposition, und viele Harmonie ist diesem Bilde nicht abzusprechen. Die auf dem Claviere spielende Hand ist so schön, daß die leise Ahndung uns befällt, sie könne nichts als
Unbekannt: Die Kunstausstellung zu Dresden im Jahre 1800. Arnold und Pinther, Pirna 1800, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Kunstbl%C3%A4tter_Die_Kunstausstellung_zu_Dresden_im_Jahre_1800.djvu/49&oldid=- (Version vom 22.9.2024)