erklärte, den Beweis ihres unwürdigen Wandels finden wollte. Ihr schönes Bewustsein, ihr hoher Sinn, entrissen sie der Verzweiflung, und selbst als unter dem Kreuze des göttlichen Sohnes ihre Seele zerreißen wollte, lehnte sich noch ihr Vertrauen an die alles leitende Vorsehung an. Sie steht am Ziele; die Göttlichkeit ist durch ihre Kraft errungen. Die Erde ist nun ihr Element nicht mehr, denn keine Prüfung ist groß genug, um sich mit ihren überstandenen messen zu können. Der Boden, welcher den Sterblichen an sich zieht, hat keine Gewalt weiter über sie. Sie ist ein Eigenthum einer bessern Sphäre geworden, und wie der Mensch, seinem Wesen nach, aus den Höhen des Himmels auf die Erde herabfallen würde, so erhebt sich die Göttliche, kraft ihres Wesens, von der Erde zu den Höhen des Himmels. Eine Wolke, von himmlischen Geistern getragen, nimmt sie auf. So schwebt sie empor.
Der Künstler hat diesen letzten Moment ergriffen, und in das Gesicht der Heiligen eine wahrhaft überirrdische Andacht und Hoheit gebracht. Wir sehen
Unbekannt: Die Kunstausstellung zu Dresden im Jahre 1800. Arnold und Pinther, Pirna 1800, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Kunstbl%C3%A4tter_Die_Kunstausstellung_zu_Dresden_im_Jahre_1800.djvu/29&oldid=- (Version vom 22.9.2024)