Sie stellte Hektor Zigaretten, Streichhölzer und einen Aschbecher hin. Dann verschwand sie.
Auf dem Sofatisch stand eine elektrische Lampe mit Batik-Schirm. Das weiche, mollige Licht versetzte Maikold in eine träumerische Stimmung. Außerdem war’s hier im Zimmer sehr warm.
Er wurde müde, lehnte sich bequem zurück und dachte an das, was ihm dieser Abend gebracht hatte.
In seiner augenblicklichen Stimmung begriff er nicht recht, wie er überhaupt an Selbstmord hatte denken können.
Und doch: nur deshalb war er nach Berlin gekommen. In Rostock hatte er seine Strafe verbüßt. Es war die Eingebung eines Augenblickes, die ihn dann nach Berlin reisen ließ. Das Geld hatte er sich zusammengebettelt gehabt.
Die Überzeugung, er könnte nie wieder hochkommen, er müsse verhungern, weiter noch die tiefe moralische Niedergedrücktheit des von seiner Familie Verstoßenen, schließlich noch der Hunger machten ihn stumpf und gleichgültig. Wieder war’s eine Handlung, die ein Augenblicksgedanke herbeiführte, als er auf dem Stettiner Bahnhof die Handtasche stahl. Er hatte gehofft, sie würde etwas Eßbares enthalten. Und er fand – den Revolver!
Dann der Blöde August und seine Tischgenossen –! Welch eine Schicksalsfügung, daß gerade Specht sich an seinen Tisch setzte!
Ob dieser Abend vielleicht den Wendepunkt in
Wally Lebka: Der tönende Sumpf. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1924, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_t%C3%B6nende_Sumpf.pdf/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)