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Seite:Der letzte Höhlenmensch.pdf/28

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Eine Viertelstunde verstrich so, schon war der Fleischvorrat verzehrt, da rief plötzlich eine rauhe Stimme:

„Halloh, was haben denn die Hunde?“

Richards Herzschlag setzte aus.

„Sie haben Fleisch gestohlen,“ erscholl es als Antwort, und dann knallten Peitschenschläge, heulten die Wölfe und begannen entsetzlich zu toben und mit ihrem markerschütternden Geschrei die Luft zu erfüllen. Dazwischen wurden jetzt auch Menschenstimmen vernehmbar:

„Es sind Feinde in der Nähe! Sie füttern die Hunde! Sie sind schon im Dorf! Laßt die Wölfe los! Zu den Waffen!“

So scholl es unter dem Wolfsgeheul wirr durcheinander.

Gleich darauf flogen auf Richard, der Gewehr und Revolver schußbereit machte, zwei Gestatten zu – Karak und ein Mädchen, das in wallende Gewänder gehüllt war.

„Nach dem Leichentempel – im Schatten der Mauer, fort!“ rief ersterer, dann war er bereits wieder entflohen, während das Mädchen, das wohl schon vorher von Karak verständigt worden war, Richards Hand faßte, worauf beide die Palisaden entlang nach dem im Mondschein blinkenden Spiegel des kleinen Sees rannten. Hinten ihnen aber erscholl Wolfsgeheul und hetzende Rufe. Das ganze Dorf war rebellisch geworden.

Am Ende der Palisaden blieben sie stehen. Jetzt galt es über die vom Mond beleuchtete Ebene den Hügel hinabzulaufen. Zögernd blickten sie sich um. Dort floh bereits Karak in mächtigen Sätzen über die Ebene, und hinten ihm her stürmte ein Rudel Wölfe. Jetzt erreichte ihn der erste, jetzt sprang er an ihm empor, da wandte Karak sich etwas im Laufe und schwang die Steinaxt. Ein furchtbares Schmerzgeheul folgte, und mit unverminderter Schnelligkeit flog er weiter. – Ob er entkam? Doch sie hatten keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sie selbst mußten jetzt handeln. Schon tauchten Männer auf, schon blitzten die goldglänzenden Bronzeschwerter in ihren Händen.

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Der letzte Höhlenmensch. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_letzte_H%C3%B6hlenmensch.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)