Einige vornehme Damen kamen, um bei dem Beamten Fürsprache einzulegen, und für ein oder zwei Tage ließen die Mißhandlungen etwas nach. Dann kam der Tag des Schreckens, der furchtbare Sonnabend. Frauen stürzten zu uns ins Haus und sagten: „Sie schlagen die Armenier tot, sie werden bald auch die Frauen erschlagen!“ Ich lief zu dem Hause eines Nachbars und fand dort Männer und Frauen weinend. Die Männer waren aus der Kirche entkommen und erzählten unter Tränen, was sie dort erlebt hatten. „Sie schlugen uns fürchterlich“, riefen sie, „und sagten, sie würden uns in den Fluß werfen. Sie wollen uns in die Verbannung schicken. Sie wollen Muhammedaner aus uns machen. Auch die Frauen wollen sie schlagen. Gleich werden sie ins Haus kommen.“
Ein türkischer Soldat stand außerhalb der Kirche in Tränen aufgelöst. Er sagte, er habe wegen der furchtbaren Behandlung der Armenier drei Tage und Nächte geweint. Einige Leute waren zehn Tage lang in der Kirche eingeschlossen.
Nach 3 Tagen hörte das Schlagen auf und wir schöpften wieder Mut. Am Sonnabend wurden einige armenische Läden wieder geöffnet. Aber am nächsten Morgen in der Frühe, es war Sonntag, kam die NachrichtJohannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/162&oldid=- (Version vom 31.7.2018)