Über die Verwüstungen der armenischen Dörfer im Wilajet Wan, die von verschiedenen Seiten bestätigt sind, liegt auch noch ein deutscher Bericht von Herrn Spörri, Leiter des deutschen Waisenhauses in Wan, vor, der von einer Reise berichtet, die er im Juni, also nach dem Einmarsch der Russen in das Wangebiet, in der Umgegend von Wan unternahm:
„Da liegt Artamid im Schmuck seiner reizenden Gärten vor uns. Aber wie sieht der Ort aus? Zum großen Teil ist er nur noch ein Trümmerhaufen. Wir sprachen dort drei unserer früheren Waisenknaben, die in der Zeit Furchtbares durchgemacht hatten. Wir reiten weiter über den Berg von Artamid. Unsere Blicke schweifen über das prächtige Tal Hayoz Dzor. Dort liegt vor uns Artananz, jetzt auch ganz zerstört. Weiterhin in dem kräftigen Grün liegt Wostan. Beim ersten Anblick könnte man es ein Paradies nennen, aber in den letzten Tagen ist es zur Hölle geworden. Wieviel Blut mag dort geflossen sein? Es war ein Hauptstützpunkt der bewaffneten Kurden. Am Fuß des Berges kommen wir nach Angegh. Auch dort wieder viele Häuser zerstört. 130 Personen sollen hingemordet sein. Wir lagerten uns hier angesichts der schwarzen Trümmer. Da lag vor uns ein „Amrodz“, wie man sie hier so häufig sieht, ein aus Mistkuchen gebauter Turm. Man sagte uns, in diesem haben die Kurden die getöteten Armenier verbrannt. Schrecklich! Doch ist das immerhin noch bester, als wenn die Leichen der Erschlagenen, wie es
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/142&oldid=- (Version vom 31.7.2018)