Kräfte alles, um den sicheren Transport der Verbannten und ihre Verpflegung zu gewährleisten.
Den Aufbruch der Armenier von Malatia hatte er von Woche zu Woche verschoben, teils in der stillschweigenden Hoffnung, es könne ihm noch gelingen, eine Gegenordre zu erwirken, woran er sehr gearbeitet hat, teils, um alle Vorbereitungen für eine humane Durchführung der Deportation treffen zu können. Schließlich hat er den strengen Weisungen der Zentralregierung und dem Druck der Gegenpartei in der Stadt nachgeben müssen.
Vor der Deportation, die Mitte August erfolgte, fand Anfang Juli ein Massenmord unter der männlichen Bevölkerung statt.“
Das Wilajet Diarbekir liegt völlig abseits vom Kriegsschauplatz, ungefähr in der Mitte zwischen dem Busen von Alexandrette und der türkisch-persischen Grenze, in den Bergen des Taurus. Seine Südgrenze reicht bis an die mesopotamische Ebene. Es wird vom Tigris durchflossen, an dem die Hauptstadt Diarbekir liegt. Von seiner Gesamtbevölkerung von 471 500 Bewohnern waren 166 000 Christen, und zwar 105 000 Armenier und 60 000 Syrer (Nestorianer und Chaldäer) und 1000 Griechen. Die übrige Bevölkerung setzt sich zusammen aus 63 000 Türken, 200 000 Kurden, 27 000 Kisilbasch (Schi'iten) und 10 000 Tscherkessen. Dazu kommen noch 4000 Jesidis (sogenannte Teufelsanbeter) und 1500 Juden. Die christliche Bevölkerung betrug also reichlich 1/3, die muhammedanische 2/3 der Gesamteinwohnerschaft des Wilajets.
In Diarbekir wurde im Frühjahr 1915 auf Veranlassung des Walis eine Kommission „zum Studium der armenischen Frage“ eingesetzt.[1] Präsident dieser Kommission war der Mektubdschi Bedri Bey. Außer ihm gehörten
- ↑ Das Folgende nach Berichten von deutschen Beamten.
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/109&oldid=- (Version vom 30.8.2021)