Doktor Pinkemüller und Paul Loring die Zeit vor dem Eintritt völliger Dunkelheit noch zu einem Kundschaftergang nach Westen benutzten, da man sich noch immer nicht recht sicher fühlte und mit der Möglichkeit rechnete, die Iringi könnten vielleicht einen Trupp absenden, um in der Oase abermals nach den Verschwundenen Ausschau zu halten.
Die beiden deutschen Späher erklommen einen hohen Sandhügel, der ihnen eine gute Fernsicht bot. Der Horizont nach Westen hin war jedoch leer. Nichts als die endlose Wüste war zu sehen. – Schon wollten die Gefährten beruhigt kehrtmachen, als Paul Loring sich umdrehte und schärfer auch den Rest der Horizontkreislinie mit seinen vorzüglichen Augen absuchte. So kam es, daß er im Südosten mehrere sich schnell bewegende Punkte zu bemerken glaubte, die offenbar der Oase sich näherten.
Drei Minuten später wußte er mit aller Bestimmtheit, daß es sich um Kamelreiter handelte, – also ohne Frage um Beduinen. Im Dauerlauf eilten die beiden Kundschafter daher nach dem versteinerten Walde zurück, wo sie bereits sehnsüchtig und ängstlich erwartet worden waren, da Ali Mompo, von demselben Gedanken geleitet, den Ausguck erklettert und so gleichfalls das Nahen einer verdächtigen Kamelreiterschar gemeldet hatte.
Schleunigst wurde nun in der Oase alles so hergerichtet, wie diese nach dem Abzug der Iringi vorgefunden worden war. Kamen die fremden Reiter wirklich in den versteinerten Wald hinein, so sollten sie nichts von der Anwesenheit von Leuten wahrnehmen. – Mittlerweile war die Abenddämmerung hereingebrochen. Paul Loring, der den Somali auf dem Ausguck abgelöst hatte, wußte zu berichten, daß es im ganzen fünfzehn Reiter wären, die jetzt kaum noch dreihundert Meter vom Rande des seltsamen Waldes entfernt seien. Auf diese Kunde hin zogen sich alle mit Ausnahme Pauls und Ali Mompos wieder in den unterirdischen Tempel zurück. Der Knabe hoffte nämlich zuversichtlich, die fremden Reiter belauschen und über deren Woher und Wohin auf diese Weise Aufschluß erhalten zu können.
Gut verborgen hinter ein paar der merkwürdigen
W. Belka: Der Tempel Salomonis. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Tempel_Salomonis.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)