„Allah ist groß, und Mohammed ist sein Prophet!“
Von all den Lippen der zum Abendgebet in den warmen Wüstensand hingestreckten Gestalten klangen murmelnd die Schlußworte, die der Vorbeter mit heller Stimme in singendem Tonfall vorgesprochen hatte.
Die Beduinen, gegen zweihundert Mann etwa, erhoben sich. Es war, als ob plötzlich in ein Feld von kleinen, braunen Hügeln Leben käme. Braun waren ja zumeist die weiten, aus Schafwolle gewebten Mäntel der Iringi, dieses gefürchteten, gemiedenen Stammes, der sich größtenteils aus Ausgestoßenen anderer arabischer Völkerschaften zusammensetzte.
In der vordersten Reihe der Andächtigen hatte ein hoher, kräftiger, prächtiger als die anderen gekleideter Mann gekniet, in dessen Gesicht sich trotz aller brutalen Wildheit der Zug von Vornehmheit ausprägte.
Dieser heimatlose Beduine, weit über die Grenzen Arabiens hinaus bekannt und berüchtigt, war Ibrahim ben Garb, der waghalsigste und frechste aller Wüstenräuber. Für seinen Kopf hatten Türken und Engländer
W. Belka: Der Tempel Salomonis. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Tempel_Salomonis.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)