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Seite:Der Schlingensteller.pdf/9

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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96

prallte sie im ersten Augenblick bei Markdorfs Anblick doch überrascht zurück, flog dem Geliebten aber schnell gefaßt und ebenso schnell das Richtige erratend, in die sich ihr entgegenstreckenden Arme. Der Alte war schmunzelnd an das Fenster gegangen und schien mehrere Minuten lang mit dem größten Interesse die endlose, weiße Fläche der Felder zu betrachten, deren Eintönigkeit[1] nur durch einzelne Sträucher und Bäume und eine hin und her flatternde Krähenschar unterbrochen wurde, räusperte sich auch erst vernehmlich, bevor er sich umdrehte, um nun auch seinerseits die glückstrahlende Braut mit einem zärtlichen Kuß zu begrüßen. Natürlich mußte Markdorf dann nochmals erzählen, was ihm am Vormittag in der Oberförsterei begegnet war, erwähnte dabei auch die Spur des Wilddiebes, die er in der Schonung entdeckt und bis zur Chaussee verfolgt hatte.

Maria hörte aufmerksam zu und sagte dann nachdenklich, als Markdorf mit seinem wenig freundlichen Bericht zu Ende war: „Du meinst also, daß es immer derselbe Mann ist, der gerade in Deinem Revier das Rehwild, so ohne jede Rücksicht auf die Schonung wegschießt? Könnte es sich nicht doch vielleicht um mehrere Personen handeln, Fritz?“

In ihrer Stimme lag es wie bange Erwartung, und ihr eben noch so glückstrahlendes Gesicht, hatte einen fast ängstlichen Ausdruck angenommen.

„Nein, Maria,“ entgegnete Markdorf bestimmt. „Verschiedenes spricht dafür, daß es stets derselbe Schütze ist, dem ich nun schon ein ganzes Jahr ohne Erfolg nachspüre. Mein Ohr ist fein genug, um den Knall eines Vorderladers von dem einer modernen Büchsflinte zu unterscheiden. Und die Schüsse, die ich so oft in dem Forst hörte, kamen zweifellos sämtlich aus einem Gewehr und zwar aus einem Vorderlader. Darin kann ich mich gar nicht täuschen. Außerdem zeigten auch die Fußspuren, die ich häufig genug im regenfeuchten Boden oder im Schnee neben dem blutigen Ausbruch eines Bockes oder einer Ricke ausgeprägt fand, immer dieselbe Länge und – für die Richtigkeit


  1. Vorlage: Eantönigkeit
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schlingensteller.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)