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Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/124

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die Seele des Mose nehmen. Bevor aber Samael sich dem Mose zeigte, wusste Mose schon, dass er gekommen war. Als Samael den Mose erblickte, ergriff ihn Zittern und Beben, wie eine Gebärerin, und er fand keinen Anlass mit Mose zu reden, bis endlich Mose dem Samael zurief Jes. 57, 21: „Kein Friede, spricht der Ewige, den Frevlern!“ Was willst du hier? fragte er ihn. Samael antwortete: Um deine Seele zu holen, bin ich gekommen. Mose: Wer sendet dich? Samael: Der, welcher alle Geschöpfe erschaffen hat. Mose: Du wirst meine Seele nicht bekommen. Samael: Die Seelen aller Weltbewohner sind mir übergeben! Mose: Ich habe mehr Kraft als alle Weltbewohner. Samael: Worin besteht deine Kraft? Mose: Ich bin Amrams Sohn; ich bin von meiner Mutter Leibe beschnitten in die Welt gekommen, ich brauchte nicht beschnitten zu werden. Am Tage, da ich geboren wurde, konnte ich sofort reden, ich konnte gleich laufen, und ich redete mit meinem Vater und mit meiner Mutter und ich bin nicht mit Milch gesäugt worden. Als ich drei Monate alt war, weissagte ich, dass ich einst das Gesetz aus Feuerflammen empfangen werde, und als ich auf die Strasse ging, trat ich in den Palast des Königs und nahm die Krone von seinem Haupte. Als ich 80 Jahre alt war, that ich Zeichen und Wunder in Aegypten und führte 60 Myriaden vor den Augen aller Aegypter heraus, spaltete das Meer in zwölf Theile, verwandelte das bittere Wasser in süsses; ich stieg empor und betrat den Weg in den Himmel, führte Krieg gegen die Engel, und empfing das Gesetz von Feuer, ich wohnte unter dem Throne von Feuer, barg mich unter einer Feuersäule und sprach mit ihm (Gott) von Angesicht zu Angesicht, ich siegte in der oberen (himmlischen) Familie und entdeckte ihre Geheimnisse den Menschenkindern, ich empfing das Gesetz aus der Rechten Gottes und lehrte es den Israeliten, ich führte Krieg mit Sichon und Og, den beiden Heldenkönigen der Welt, welchen zur Zeit der Fluth die Wasser wegen ihrer Höhe nur bis zu ihren Knöcheln reichten, ich hiess Sonne und Mond in der Höhe der Welt still stehen, schlug sie mit dem Stabe in meiner Hand und erlegte sie. Wer ist unter den Weltbewohnern, der solches auszuführen vermag? Geh’ weg von hier, du Frevler, du hast kein Recht, so zu sprechen. Geh’, fliehe vor mir, ich gebe dir meine Seele nicht. Samael kehrte zurück und erstattete Bericht vor der Allmacht. Geh’ und bringe Moses Seele, sprach Gott wieder zu Samael, und sofort zog er sein Schwert aus der Scheide und stellte sich bei Mose ein. Dieser wurde zornig und nahm den Stab in seiner Hand, in welchem der Gottesname eingegraben war und schlug damit den Samael mit all seiner Kraft, bis dass er vor ihm floh und er lief ihm nach mit dem Gottesnamen, nahm den Strahl seiner Hoheit von seinen Augen, dass er erblindete. Nun war nur noch ein Augenblick dem Mose übrig, das Ende desselben verkündete eine Himmelsstimme mit den Worten: Das Ende deines Sterbens ist nun da! Mose sprach vor Gott: Herr

Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/124&oldid=- (Version vom 31.7.2018)