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Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/026

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.סדר ואתחנן Parascha II.

[1] Cap. III.

V. 23. Und ich flehte zum Ewigen.
Halacha.

Wenn ein Israelit steht und betet, ist es ihm erlaubt, laut zu beten? So haben die Weisen gelehrt:[QP 1] Wer steht und betet, kann seine Stimme hören lassen. Allein es heisst schon von Hanna 1 Sam. 1, 13: „Hanna redete in ihrem Herzen,“ da könnte man glauben, man könne das dreizehngliedrige Gebet (Schemone esre) auf einmal (hintereinander) verrichten? Allein schon in Daniel ist gesagt Dan. 6, 11: „Dreimal des Tages lag er auf seinen Knien und betete zu seinem Gott und dankte, gleichwie er gethan vor diesem.“ Nun könnte man glauben, man dürfe zu jeder beliebigen Stunde beten? Allein schon David hat Ps. 55, 18 erklärt: „Abends, Morgens und Mittags bete und klage ich und er höret meine Stimme.“ Nun könnte man glauben, man dürfe seine Anliegen sofort (ohne Umschweife) vorbringen? Da hat aber bereits Salomo sich dagegen erklärt I Reg. 8, 28: „Zu hören auf Jubel und Gebet.“ רנה ist Lobpreis auf Gott und תפלה betrifft die menschlichen Angelegenheiten (Bedürfnisse). Abba Saul sagt: Das ist ein günstiges Zeichen des Gebetes, wenn der Mensch es mit Andacht verrichtet (eig. wenn der Mensch sein Herz auf dasselbe richtet), so darf er sich versichert halten, dass sein Gebet erhört werde, wie es Ps. 10, 17 heisst: „Du richtest ihr Herz, dein Ohr vernimmt.“ R. Jochanan sagte: Zehn Ausdrücke giebt es für Gebet, es sind: שועה, צעקה, נאקה, רנה, פגיעה, ביצור, קריאה, ניפול, פילול und תחנונים; שועה und צעקה wie es heisst Ex. 2, 23. „Und die Kinder Israels seufzten wegen des Dienstes und schrieen (ויזעקו) und ihr Geschrei (שועתם) stieg empor zu Gott wegen des Dienstes;“ נאקה wie es heisst das. V. 24: „Und Gott erhörte ihr Wehklagen (נאקתם);“ רנה und פגיעה wie es heisst Jerem. 7, 16: „Du aber bete nicht für dieses Volk und erhebe nicht für sie Flehen (רנה) und Gebet, und lege nicht Fürbitte bei mir ein (ואל תפגע בי); ביצור und קריאה wie es heisst Ps. 18, 7: בצר לי אקרא[1]; ניפול wie es heisst Deut. 9, 18: „Und ich fiel vor dem Ewigen nieder (ואתנפל);“ פילול wie es heisst Ps. 106, 30: „Da erhob sich Pinchas und betete (ויפלל);“ und תחנונים wie es hier heisst: „Und ich flehte (ואתחנן) zum Ewigen.“ Von allen diesen Ausdrücken wandte Mose bei seinem Gebete nur den Ausdruck תחנונים an. R. Jochanan sagte: Hieraus kannst du lernen, dass ein Geschöpf bei seinem Schöpfer nichts hat (d. i. dass es keinen Anspruch bei ihm erheben, sondern nur um Gnade flehen kann); denn siehe, Mose, der grösste aller Propheten, kam nur mit der

  1. s. Berach. fol. 31; Jerusch. das. 4, Hal. 1.

  1. S. dagegen Midr. Samuel zu 2 Sam, 22, 7 und Jalkut II, § 157, wo mit Recht ביצור nicht mit unter die zehn Ausdrücke für das Gebet aufgezählt. Vergl. Levy, Neuhebr. u. chald. WWB. I, S. 253.
Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/026&oldid=- (Version vom 31.7.2018)