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Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/013

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Was hast du zu verkaufen? Nichts! antwortete er. Ich habe dich doch aber, fuhr der König fort, Purpur ausbieten hören, und du sagst: nichts? Mein Herr! sprach der Verkäufer, es ist wahr, ich habe Purpur, aber bei dir ist er doch nichts. Ebenso sprach auch Mose vor Gott, welcher den Mund und die Rede erschaffen, Ex. 4, 10: „Ich bin kein Mann von Worten“ (d. i. bei dir gelte ich nicht als ein Mann von Worten), aber bei den Israeliten heisst es von ihm: „Dies sind die Reden.“

[8] Oder R. Simon sagte: Als Gott zu Mose sprach, er solle das Gesetz lernen, da wollte dieser nicht die Israeliten über das, was sie gethan, zur Rede stellen. R. Simon sagte: Womit ist diese Sache zu vergleichen? Mit einem Schüler, welcher einst mit seinem Lehrer ging und eine glühende Kohle liegen sah, er hielt sie für einen Edelstein, hob sie auf und verbrannte sich. Nach einiger Zeit ging er wieder mit seinem Lehrer und sah nun wirklich einen Edelstein liegen, den er aber für eine (glühende) Kohle hielt und er fürchtete sich, sie zu berühren, bis sein Lehrer zu ihm sagte: Hebe ihn auf, es ist ein Edelstein. Ebenso dachte auch Mose: Weil ich zu ihnen (den Israeliten) gesagt habe: Hört, ihr Widerspenstigen! so habe ich das Meinige aus ihren Händen empfangen, und jetzt soll ich sie zurechtweisen? Da sprach Gott zu Mose: Fürchte dich nicht!

[9] Oder: „Dies sind die Reden.“ Die Rabbinen sagen: Gott sprach zu Mose: Weil sie deine Zurechtweisungen angenommen haben, so musst du ihnen dafür auch den Segen geben. Woher lässt sich das beweisen? Weil es heisst V. 10: „Der Ewige, euer Gott, hat euch gemehrt“ Und woher lässt sich beweisen, dass der, welcher eine Zurechtweisung annimmt, Segen erlangt? Weil so Salomo sagt Prov. 24, 25: „Den Zurechtweisenden geht es wohl und auf sie kommt Segen des Glücks.“ In dieser Welt, sprach Gott zu den Israeliten, seid ihr durch andere gesegnet worden, einst aber werde ich euch segnen, wie es heisst Ps. 67, 2: „Gott sei uns gnädig und segne uns.“

[10] Halacha. Darf ein Israelit, der als Gelehrter (חכם‎) oder als Richter (דיין‎) über die Gesammtheit gesetzt worden ist, sich selbst Recht sprechen? Unsere Rabbinen haben so gelehrt[QP 1]: Es darf nur einer sich selbst Recht sprechen, wie es heisst Hi. 23, 13: „Er ist einzig, wer hält ihn zurück?“ Was heisst: והוא באחד‎? Resch Lakisch sagte: Nur Gott spricht sich Recht und besiegelt (das Urtheil) sich selbst. R. Ruben sagte[QP 2]: Was ist das Siegel Gottes? Wahrheit. Und warum Wahrheit? Weil in dem Worte אמת‎ Wahrheit drei Buchstaben sind, א ist der erste, מ der mittelste und ת der letzte der Buchstaben (des Alphabets), womit gesagt sein soll, was Jes. 44, 6 steht: „Ich bin der erste und ich bin der letzte und ausser mir ist kein Gott.“ Die Rabbinen sagen: Komm und sieh! als Mose über Israel eingesetzt worden war, sprach er zu ihnen: Ich allein kann eure Last nicht tragen, setzet euch Richter ein, die

  1. s. Jerusch. Sanh. 1, Hal. 1.
  2. s. Jerusch. Berach. 1; Jerusch. Sanhedr. 1, Hal. 1.
Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/013&oldid=- (Version vom 31.7.2018)