steht die Civilisation, insofern sie die Entwickelung des Individuums betrift, durchgängig unter jenen Grenzen. Außerhalb derselben würde sie jene Caricaturen hervorbringen, welche Sie im Auge haben und welche man uns höhnisch vorhält um uns abzuschrecken oder einzuschüchtern wenn unsre Fragen allzu dringend werden. Aber auf der Entwickelung innerhalb der ingebornen Grenzen des Individuums, sei es Mann oder Weib, beruht der Fortschritt der Menschheit; denn einzig und allein Hand in Hand mit ihr kann der Mensch zu jener inneren Befriedigung gelangen, die zugleich sein Lohn, seine Ehrenkrone, seine Bestimmung ist. Sehen Sie wie dies Bewußtsein sich überall regt! sehen Sie wie man Sich der Unterdrückten, der Beeinträchtigten annimmt! für die Polen, für die Irländer, für die Negersclaven, für die Juden sinnt man auf Herstellung ihres Rechts und auf Gleichstellung. Wer denkt an die Frauen? Niemand! So müssen sie denn selbst an sich denken - und das, und das allein führt zum besten Resultat.“
An die Verhältnisse der Frauen, und daran daß eine Frau sich je um andre Ursachen als um materielle unglücklich fühlen könne - hatte Leonor in seinem Leben nicht gedacht. Die Armen, die Unterdrückten, die vom Glück Vergessenen und vom Glanz
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/193&oldid=- (Version vom 31.7.2018)